Stiftungen leiden unter Zinstief

Das Stammkapital von Stiftungen kann auf dem Bankkonto kaum wachsen. Das schränkt die Arbeit erheblich ein.

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Neuss. Während sich Kreditnehmer immer noch über niedrige Zinsen freuen können, sind Anleger darüber weniger begeistert. Unter den geringen Beträgen leidet auch der gute Zweck in Neuss, denn Stiftungen sind als Förderer allein auf die Erträge aus ihrem Stammkapital angewiesen. Zwar liegen die Zinssätze seit mehreren Jahren auf ihrem heutigen Niveau, doch mit Verzögerung führt dies erst jetzt zu einschneidenden Konsequenzen. Zu den Leidtragenden zählt die Bürgerstiftung Neuss (BüNE). Die geringen Zinserträgen schränken sie allerdings nicht in ihrer bisherigen Arbeit ein. „Wir haben uns 2008 gegründet, als die Finanzkrise gerade ausbrach. Wir kennen also gar keine andere Situation“, sagt Initiatorin und Vorsitzende Beate Roderigo.

Der Sinn der Bürgerstiftung sei darum auch von Anfang an nicht allein auf finanzielle Hilfen ausgelegt. „Es geht uns vor allem darum, Zeit zu stiften“, erklärt sie. Das initiierte Projekt „NE.ssi“ zur Unterstützung von Grundschulkindern lebt vor allem durch den ehrenamtlichen Einsatz von rund 30 Paten. Bei „Kids treffen Chefs“ ist hauptsächlich Netzwerkarbeit gefragt.

„Durch höhere Erträge wäre unsere Arbeit natürlich leichter, aber so konzentrieren wir uns vor allem auf eigene Projekte und suchen hierfür Spenden“, sagt die Vorsitzende. Bei einem literarischen Benefizkonzert am 12. März im Kulturkeller wird wieder um Unterstützung geworben.

Das Stammkapital der Bürgerstiftung ist seit ihrer Gründung vor sieben Jahren von 57 000 auf rund 130 000 Euro angewachsen. Angelegt ist das Geld mit längerfristigen Sparverträgen — bewusst gleich bei drei Geldinstituten: Sparkasse, Deutsche Bank und Volksbank. Spekulationsgeschäfte könnten höhere Erträge einbringen, sind aber zu unsicher und somit einer Stiftung nicht erlaubt. Stattdessen sind es zurzeit nur jährliche Zinserträge um die 1,25 Prozent. „Trotzdem ermuntern wir dazu, uns Anträge zu stellen. Und wir versuchen auch, die Wünsche im Rahmen unserer Möglichkeiten zu erfüllen“, sagt Beate Roderigo.

Gleiches ist aus dem Hause der Sparkasse Neuss zu hören: Jeder solle auch weiterhin einen Antrag an ihre Stiftungen richten können. Ziel sei es, die Bandbreite der zu fördernden Projekte zu erhalten. Bei den Sparkassenstiftungen sind die letzten hochverzinsten Anlagen inzwischen ausgelaufen. Statt mit bis zu vier Prozent sind die neuen Verträge nur noch mit weniger als die Hälfte verzinst. Die Zuwendungen aus ihren insgesamt sieben Stiftungen musste die Sparkasse darum im letzten und für dieses Jahr um die Hälfte auf 600 000 Euro kürzen. Empfänger von Dauerförderungen wurden frühzeitig darüber informiert.

Ein anziehendes Zinsniveau würde ohnehin nicht sofort wieder für höhere Erträge sorgen. Denn Stiftungen legen ihr Stammkapital über eine längere Dauer fest an, was ihnen höhere Zinssätze garantiert.