Strampeln für die Erleuchtung

Mit Hilfe einer schwarzen Kiste sollen Schüler lernen, wie wichtig Licht beim Radfahren ist.

Rhein-Kreis Neuss. Andreas strampelt, was das Zeug hält. Er ist schon ganz außer Atem. Trotzdem bewegt sich der Siebtklässler der Realschule Jüchen nicht vom Fleck. Er sitzt auf einem aufgebockten Mountainbike mit Sportlenker in der abgedunkelten Aula und schaut durch ein Guckloch auf ein Bild, das mit Lämpchen versehen ist. Was sieht er darauf? "Ich sehe sieben Fahrräder mit Licht und drei ohne Licht", schnauft Andreas. Sichtbar wird das Bild von der Straßenkreuzung nur, weil der schwarzhaarige Junge in die Pedale tritt und damit die Fahrradlampe zum Leuchten bringt.

Das ganze System nennt sich "Black Box" - schwarze Kiste - und ist Teil einer Aktion der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS) für mehr Sicherheit beim Radfahren. Die Black Box reist zur Zeit quer durch NRW und soll an Schulen auf die Gefahren des Radfahrens in der Dunkelheit aufmerksam machen. Gestern waren nacheinander etwa 150 Jüchener Realschüler aus sechs Klassen an der Reihe und nahmen an einer Unterrichtsstunde Verkehrserziehung mit der Kreispolizei teil - und jeder durfte einmal eine knappe Minute lang in die Pedale vor der schwarzen Kiste treten.

Andreas ist damit schon fertig und macht sich mit seiner Gruppe auf den Weg zur nächsten von insgesamt vier Info-Stationen rund um Licht und Reflektoren. Dort demonstriert Polizei-Hauptkommissar Franz-Josef Baumeister den Kindern verschiedene Fahrradleuchten und erklärt deren Vor- und Nachteile. Die Schüler sind aufmerksam - schließlich wollen sie alle am Gewinnspiel teilnehmen. Und dafür müssen sie auf ihrer Teilnahmekarte vier Fragen beantworten.

"Ich habe gar kein Licht am Rad", verrät der 13-jährige Kevin. "Aber ich fahre auch nicht im Dunkeln." Und Tim (13) sagt: "Ich mache das Licht manchmal an." Ab und zu vergesse er das aber in der Dämmerung. "Aber die Katzenaugen sind immer an", sagt der Siebtklässler.

"Jeder weiß, dass man im Dunkeln das Licht anschalten muss, genauso wie jeder weiß, dass er auf der rechten Straßenseite fahren muss. Aber die Realität sieht anders aus", sagt Polizei-Hauptkommissar Baumeister. "Allein in diesem Jahr hat es schon etwa 360 Fahrradunfälle gegeben. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern steigt an. Und in vielen Fällen sind die Fahrradfahrer die Verursacher."

Ein Grund: kein Licht. "Es ist nämlich unheimlich schwierig, Radfahrer ohne Licht zu sehen", so Baumeister.

Dass er Recht hat, zeigt auch das Ergebnis des Black-Box-Experimentes. Zehn von 28 Schülern der 7c sind sicher, das richtige Ergebnis zu haben. Tatsächlich haben aber nur drei Schüler alle unbeleuchteten Fahrradfahrer beim Strampeln erkannt - nämlich vier. Der Rest hatte genau wie Andreas nur drei gesehen.