Stromautobahn wird im Kreis nicht unterirdisch verlegt

Dass es im Rhein-Kreis bei Freileitungen bleibt, bestätigte der Neusser Bundestagsabgeordnete und Minister Hermann Gröhe.

Rhein-Kreis. Es bleibt bei Freileitungen. Die das Kreisgebiet querende Stromautobahn ist auf der so genannten Ultranet-Trasse zwischen Osterath und Philippsburg nicht für eine Erdverkabelung vorgesehen. Das bestätigte der Neusser Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (CDU). Zur Begründung führt Gröhe an, dass das bereits fortgeschrittene Genehmigungsverfahren nicht verzögert werden solle und es gelte, „zügig Erfahrungen mit der in Deutschland erstmals erprobten Hybridtechnologie zu sammeln“, bei der Gleich- und Drehstromleitungen gleichzeitig genutzt würden. Mit seiner Einlassung sorgt Gröhe, der dem Bundeskabinett als Gesundheitsminister angehört, für Klarheit im heimatlichen Wahlkreis.

Erdkabel erhalten Vorrang gegenüber Freileitungen. Diese Priorität beschloss das Bundeskabinett für künftige Gleichstromvorhaben. Neue Trassen, auch Stromautobahnen genannt, sollen Sonnen- und Windenergie von Norddeutschland bis nach Bayern und Baden-Württemberg bringen. So soll die Energieversorgung im Süden gesichert werden. Gegen Monstertrassen mit bis zu 75 Meter hohen Masten formierten sich Bürgerproteste. Auf Drängen des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) sollen die geplanten Gleichstromtrassen „Südost“ und „Südlink“ in siedlungsnahen Streckenabschnitten in die Erde verlegt werden. Geschätzte Mehrkosten: bis zu acht Milliarden Euro.

Auch die westliche Gleichstrom-Route von Emden nach Osterath ist für eine Erdverkabelung vorgesehen, nicht aber ihre Fortführung über Osterath hinaus in Richtung Süden. Betroffen wäre das Stadtgebiet von Neuss, Grevenbroich, Dormagen (Bereich Gohr) und Rommerskirchen (Anstel). Es heißt, eine Verkabelung stehe dem Ziel der Erprobung der Hybridtechnologie entgegen und sei auch aus netzbetrieblichen Gründen problematisch. Denn die Stromkreise können im Falle der Nichtverfügbarkeit des Gleichstrombetriebs bei der geplanten Freileitung auch mit Drehstrom betrieben werden. Eine solche Möglichkeit bestünde bei der Erdverkabelung nicht mehr.

Auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hat sich inzwischen vergewissert, „dass die Ultranet-Trasse ausdrücklich ausgenommen ist“. Für Petrauschke wäre die Erdverkabelung die „theoretisch bessere Lösung“. Aber wenn sie in diesem Fall technisch nicht machbar sei, „müssen wir tun, was erforderlich ist, um unsere Stromversorgung dauerhaft und zuverlässig zu sichern“. Zudem sei die Landwirtschaft mit Erdkabeln nicht glücklich, weil sich der Boden zu sehr aufwärme.

Der Reuschenberger Willi Traut von der Initiative „Pro Erdkabel“ erneuert seine Frage, was aus der Stromtrasse wird, „wenn die Verstromung der Braunkohle zwischen 2030 und 2040 ausläuft?“ Die Trasse und der geplante Konverter dienten doch letztlich der Einspeisung der Braunkohleenergie ins Netz.

Landtagsabgeordneter Hans Christian Markert erkennt die technischen Hürden an, sagt aber auch: „Die betroffenen Menschen differenzieren nicht so fein.“ Und als NRW-Politiker fügt er hinzu: „Was für Bayern gilt, muss auch für NRW gelten.“