Suche nach möglichen Erben: Eine Spur führt nach Neuss
Ein Anwalt aus den Niederlanden sucht Verwandte eines Mannes, dessen Vater in Grimlinghausen geboren wurde.
Grimlinghausen/Venlo. Eine Spur führt nach Neuss. Dort, im Ortsteil Grimlinghausen, wurde am 25. Oktober 1925 Johannes Burghartz geboren, der 1993 im niederländischen Venlo starb. An diesen Namen und diese Person knüpft der Rechtsanwalt Koen Boddaert große Hoffnungen, denn er muss den Nachlass eines Mannes vermitteln, der am Ende seines Lebens offenbar völlig alleinstehend war. Für Boddaert ein schwieriger Fall. Deshalb hat er sich zum ersten Mal in seiner Laufbahn entschlossen, per Zeitungsannonce nach Erbberechtigten zu suchen — und er hat einen Privatdetektiv eingeschaltet.
Boddaert hütet den Nachlass von Thomas Burghartz, der im Juni 1957 in Düsseldorf geboren wurde und Ende Mai in dem niederländischen Örtchen Horst aan de Maas starb. Was zum Erbe gehört, darf Boddaert nicht sagen. Das sei eine Information nur für die Erbberechtigten — wenn sich welche finden.
Im ersten Zugriff jedenfalls fand sich niemand. „Er war kinderlos und ledig, hat keine Geschwister und keine lebenden Eltern oder Großeltern“, sagt Boddaert. Und weil sich auch kein Testament fand, wurde Boddaert eingeschaltet. Bleibt er erfolglos, fällt das Erbe dem niederländischen Staat zu.
Aber vorher tut Klaas Zondervan noch seine Arbeit. Der Detektiv, der sich auf Erbenermittlung spezialisiert hat, „verfolgt nicht wirklich eine Spur“, wie er zugibt. Aber er habe den Fall auch gerade erst übernommen. Er werde nun erst einmal Dokumente bei den Behörden anfordern, kündigt er an.
Jens Metzdorf kennt solche Suchen. „Diese Anfragen sind unser täglich Brot“, sagt der Leiter des Stadtarchivs. Dort binden solche — gebührenpflichtigen — Recherchen die Hälfte der Zeit eines seiner Mitarbeiter. Explosionsartig zugenommen haben solche Anfragen, seit das Archiv im Jahr 2009 die Altdaten des Standesamtsregisters übernommen hat.
An diese Daten richten viele Interessenten ihre Fragen — von denen die wenigsten jemals den Lesesaal des Hauses betreten. Private Ahnenforscher nennt Metzdorf als Nutzer, Erbenermittler, Notare, Amtsgerichte, aber auch Suchdienste aus dem In- und Ausland. Dabei geht es auch um die Klärung von Schicksalen von Zwangsarbeitern, die im Zweiten Weltkrieg in Neuss eingesetzt wurden, oder um Euthanasieopfer.
Einen solchen Fall, der von Angehörigen an das Archiv herangetragen wurde, konnte Metzdorf jetzt aufklären. Die Angehörigen kannten Namen und Geburtsdatum, im Archiv ermittelten die Mitarbeiter in aufwendiger Recherche ein Todesdatum im Jahr 1941 und den Todesort. „Hadamar in Mittelhessen, eine Tötungsanstalt“, sagt Metzdorf. In solchen Fällen kommt immer eine Rückmeldung, bei Erbfällen nie, sagt Metzdorf.
Bei Klärung des Erbfalls Thomas Burghartz setzt Boddaert nicht nur auf die Neusser Karte — und geht über die Eltern des Toten noch eine Generation weiter zurück. In der Hoffnung, dass in einer sich dabei auftuenden Nebenlinie noch Erbberechtigte zu finden wären. So kommen neben dem Vater Johannes Burghartz auch dessen Eltern Wilhelm Burghartz und Elisabeth Burghartz (geborene Götz) in den Blick. Und die Linie vom Thomas Burghartz’ Mutter, die 1926 in Düsseldorf als Klara Julie Elwin geboren wurde, sowie deren Eltern Robert Alfred August Elwin und Anna Amanda Elwin (geborene Kleine).