Schweinejagd auf dem Friedhof
Zwei ausgerissene Tiere haben am Sonntag für Aufregung gesorgt.
Dormagen. Mit der sprichwörtlichen Friedhofsruhe war es am Sonntag auf dem Heidefriedhof in Zons vorbei. Zeugen hatten auf dem Gelände zwei mutmaßliche Wildschweine entdeckt, die offenbar Gefallen an Grabschmuck und anderem Grünzeug gefunden hatten und sich diese „Speisen“ genüsslich einverleibten. Der alarmierte Jagdpächter Bernd Maiwald fuhr zum Ort des Geschehens und stellte schnell fest, dass die beiden Eindringlinge keine Scheu vor Menschen zeigten und wohl auch nicht gefährlich waren. Im Gegenteil: Sie ließen sich sogar streicheln, waren ganz offensichtlich irgendwo als Haustiere gehalten worden.
Eines der beiden Schweine erwies sich im Übrigen auch nicht als reinrassiges Wildschwein. Es hatte einen etwas anderen Körperbau und erinnerte aufgrund seiner Behaarung eher an ein Hängebauchschwein. „Obwohl sie zutraulich waren, hatten sie schon angefangen, die Gräber umzudrehen“, formulierte Hegeringleiter Claus Vollmer salopp, der auch zum Heidefriedhof gekommen war.
Dort wurde es bald voll. Die Jäger informierten die Polizei, die zwei Beamte hinausschickte; diese wiederum wandten sich an Kreisveterinärin Dr. Annette Kern, die ebenfalls nach Zons kam. Inzwischen hatte Marc Pellekoorne, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Dormagen und zugleich Mitglied des Hegerings Dormagen, herausgefunden, dass die Schweine nicht, wie zunächst vermutet, aus dem Wildpark Tannenbusch stammten. Denn dort fehlten keine Tiere. Inzwischen war auch Klaus Heuser aus der gleichnamigen Bauernkäserei involviert — und Peter Norff. Der Betreiber des Eselparks Zons machte sich via Internet auf die Suche nach den Besitzern der Schweine und recherchierte, wo welche vermisst wurden.
Das Einfangen der Ausreißer stellte unterdessen eine Herausforderung dar. „Zuerst haben wir die Schweine vom Friedhof heruntergeholt“, schilderte Claus Vollmer den Ablauf. Die Tiere seien in eine Art Pferch, der normalerweise zur Lagerung von Grünabfällen genutzt wird, gesperrt worden. „Aber die Umzäunung war nicht sehr stabil, es war absehbar, dass sie da bald wieder ausgebrochen wären“, erklärte Vollmer. So war es auch keine Option, bis Montag mit einer anderen Unterbringung zu warten. Mit erheblichem zeitlichen Aufwand wurden die Schweine in einen Hänger getrieben, mit Wasser und Mais versorgt und schließlich auf Heusers Hof einquartiert. Von dort wurden sie noch am Sonntag abgeholt — Peter Norff hatte tatsächlich die Besitzer ausfindig gemacht, die die Tiere in einem Schrebergarten nahe der B 9 gehalten hatten. Dort waren sie ausgebüxt.