„Taubenturm“ wird sauber
Der Turm der Künstlergruppe Haus-Rucker hat sich zum Schandfleck entwickelt — ein Umbau soll das ändern.
Neuss. Das 1985 von der Künstlergruppe Haus-Rucker entworfene Kunstwerk am Theodor-Heuss-Platz hat sich zum Schandfleck in der Neusser Innenstadt entwickelt. Tauben haben sich auf und in dem Turm angesiedelt, das Innere ist durch deren Dreck kaum noch begehbar. Zudem nutzen immer mehr Menschen den Turm zur beiläufigen Entsorgung ihres Mülls. „Taubenschlag“ oder „Müllkippe“ wird der Turm von Passanten im Vorbeigehen genannt.
1985 hatte die Künstlergruppe um die Düsseldorfer Architekten Laudris und Manfred Ortner einen Wettbewerb gewonnen, zu dem die Oberpostdirektion sieben Künstler aufgerufen hatte. Der von ihnen entworfene Turm wurde noch im selben Jahr von der Post vor der Hauptfiliale am Theodor-Heuss-Platz aufgestellt.
Gleichzeitig unterschrieb die Post einen Gestattungsvertrag. In Paragraf 5 dieses Vertrages verpflichtete sie sich, die „Großplastik stets in einem sauberen und ordnungsgemäßen Zustand zu halten“. Diese Verpflichtung galt auch weiter, nachdem die Post das Filiale 2008 an eine amerikanische Immobilienfirma verkauft hatte.
Doch von einem „sauberen Zustand“ konnte zuletzt keine Rede mehr sein. Bereits im Jahr 2011 schrieb die Kulturdezernentin Christiane Zangs einen Brief an die Post, in dem sie auf den schlimmen Zustand der Plastik aufmerksam machte. Eine Reinigung folgte, doch kurze Zeit später war der Turm wieder verdreckt.
Seitdem wurden viele verschiedene Möglichkeiten diskutiert, die den Turm langfristig sauber halten sollten. Jetzt scheint endlich eine Lösung gefunden: Der Turm wird so verkleidet, dass keine Tauben mehr in das Innere des Kunstwerks fliegen können.
Nach Angaben der Post habe man sich mit der Künstlergruppe über den Umbau geeinigt. Wie zufrieden die Künstler mit dem Ergebnis sein werden, bleibt abzuwarten. Vor einem Jahr äußerte sich Manfred Ortner im Gespräch mit der WZ (am Montag war er nicht zu erreichen) zu einem ähnlichen Vorschlag:
„Eigentlich widerspricht das dem Grundgedanken des Kunstwerks. Es hat eine ruppige Schicht mit Holzplatten, die die Nähe zum Hafen und zur Industrie betont. Zum anderen hat es eine innere, lichtdurchflutete Ebene, die zur Kommunikation einlädt.“
Doch schon damals ließ der Künstler durchblicken, dass er sich auch mit einem Kompromiss zufrieden geben würde: „Es tut mir schon leid um das Kunstwerk. Aber in Zeiten knapper Kassen scheint es nicht anders zu gehen.“