Terminal: Neuss auf dem Weg zum Seehafen
Neuss Trimodal vereinbart mit ECT aus Rotterdam eine enge Zusammenarbeit. Umschlag nimmt zu.
Neuss. Diese Interpretation mag nur im ersten Moment überraschen: „Neuss ist jetzt eigentlich ein Seehafen“, sagte Karsten Scheidhauer am Freitag. Der Chef des Container-Terminals Neuss Trimodal stellte mit Paul Ham, Manager Business Development von ECT in Rotterdam, eine Kooperation mit weitreichenden Folgen vor.
300 000 Container oder 450 000 TEU (die übliche Containerstück-Einheit) schlägt das Unternehmen im Neusser Hafen jährlich zum Weitertransport auf Schiff, Eisenbahn und Lkw um. ECT, mit Abstand größter Terminal-Operator mit drei Terminals im Hafen Rotterdam, fertigt 100 000 Container ab — wöchentlich. Die großen Seeschiffe liefern vor allem aus Fernost immer mehr Waren an die Seehäfen, die im Wettlauf nachrüsten. Bleibt das Problem des „Hinterlands“: Die Container müssen immer schneller abgefertigt und auf die weitere Reise geschickt werden, ein gewaltiger Rückstau wäre sonst die Folge.
„Das ist die Herausforderung: Die Ware zu bündeln, alle Kapazitäten zu nutzen und ins Hinterland zu schicken“, sagte Ham. ECT agiert dabei als globaler Dienstleister: Fracht zum Beispiel aus Shanghai wird dort vom Zoll abgefertigt, landet in Rotterdam, wird ohne Verzögerung und weitere Zollformalitäten auf Binnenschiffe umgeschlagen und — zum Beispiel — ans Hafenbecken 5 nach Neuss transportiert. Von hier aus geht es unter Umständen auf der Schiene weiter nach Österreich, Italien oder Ungarn.
Vertraglich ist Neuss Trimodal nun Teil des „European Gateway Services“ des Terminal-Riesen aus Rotterdam und damit der achte Umschlagposten im Hinterland. Einen Umschlag von 60 000 TEU zusätzlich im Jahr erwartet Karsten Scheidhauer für das Neusser Termninal, diese Kapazität ist für ECT reserviert. Ham und Scheidhauer zeigten sich am Freitag überzeugt, die Verkehre zum einen beschleunigen zu können, aber auch weitere Containermengen auf dem Transport von Rotterdam durch Nordrhein-Westfalen von der Straße auf Binnenschiff und Eisenbahn zu verlagern. Und nicht zuletzt werde der Standort Neuss aufgewertet, sagt Scheidhauer: „Neuss hat jetzt einfach Seehafencharakter.“