Theater erhält sein Literaturcafé
Kompromiss: Ladenlokal im Erdgeschoss wird umgebaut.
Neuss. Nach langer Diskussion sind jetzt die Weichen für die künftige Nutzung des Ladenlokals neben dem Eingang des Landestheaters gestellt: Das RLT wird dort ein Literaturcafé eröffnen. Nach dem Umbau des Horten-Kaufhauses hat der Bauverein als Eigentümer die Theaterräumlichkeiten der Stadt vermietet. Das Ladenlokal über zwei Etagen, die frühere „Loge“, war zwischenzeitlich an Gastronomen verpachtet. Das klappte nie. Vier Mal scheiterten die Pächter, derzeit stehen die Räume wieder seit mehr als einem Jahr leer.
Dort ein Literaturcafé einzurichten, die Situation am Theatereingang insgesamt zu verbessern und auch ein gastronomisches Angebot zu schaffen, ist seit geraumer Zeit der Wunsch von Theater und Trägerverein. Den Kulturausschuss überzeugte das, die Verwaltung blockte ab: Wer sollte die Kosten übernehmen?
Zuletzt konnte der Bauverein auch noch einen anderen Interessenten präsentieren: Die Bäckerei Puppe, in der Passage zum Eingang des Kreishauses ansässig, wollte mieten. Eine Kostenminderung für das Theater beziehungsweise die Stadt könne es jedenfalls nicht geben, hatte der Bauverein erklärt, und auch Bürgermeister Herbert Napp betonte noch im August, er sehe den Bauverein „nicht in der Lage, auf Geld zu verzichten“.
Nun gibt es einen Kompromiss. Das künftige Literaturcafé wird auf die untere Etage beschränkt, die Räume darüber wird der Bauverein anderweitig vermieten. Den Umbau für etwa 40 000 Euro übernimmt der Bauverein. Mieter des knapp 90 Quadratmeter große Ladenlokals wird nicht die Stadt, sondern der Trägerverein des Theaters. Der Bauverein bleibt bei der errechneten Miete von gut 1500 Euro plus 360 Euro Nebenkosten. Die Stadt leistet einen gestaffelten Zuschuss, der sich für die ersten zwei Jahre auf 21 600 Euro summiert. Danach reduziert sich das auf 1800 Euro jährlich.
Die Politiker im Kulturausschuss stimmten geschlossen zu, wenn auch mehr oder weniger begeistert. Bertold Reinartz, Vorsitzender des RLT-Trägervereins, sprach denn auch von „bescheidener Dankbarkeit“. Angesichts einer Miete von 1,4 Millionen Euro jährlich, die der Bauverein für das Theater erziele, sehe er in dessen Haltung „eine gewisse Kleinlichkeit“.
Nun aber ist das Literaturcafé auf dem Weg. Vielleicht könnte es „Calderón“ heißen, schließlich wird es durch den avisierten Gastronomiepartner des Theaters, das Tapas-Restaurant Los Morettos, spanisch geprägt sein. Von 10 bis 16 Uhr soll der Bistrobetrieb laufen, vor und nach den Vorstellungen wird der Theater-Service Speisen und Getränke anbieten. Und vor allem will das Theater dort Lesungen, Themenabende und weitere Veranstaltungen im intimen Rahmen anbieten. „Wir wollen das Haus auch nach außen präsentieren. Als Kultureinrichtung, nicht als Bäckerei“, sagte Intendantin Bettina Jahnke.