Tonnenschwere Kunst aus Neuss für Tokio

Japanischer Künstler Katsuhito Nishikawa arbeitet auf der Raketenstation

Neuss/Mönchengladbach. Katsuhito Nishikawa sieht seine Skulpturen zum ersten Mal in aufgerichteter Position. Drei Meter hoch ragen die beiden 1,5 Meter breiten und 60 Zentimeter tiefen Blöcke aus Marmor und strahlend weißem Beton in den wolkenlosen Himmel.

Kräne haben die jeweils fünfeinhalb Tonnen schweren Kunstwerke in Position gebracht und sorgen weiterhin für ihren Halt. Fast zerbrechlich wirken die vier Edelstahlfüße unter dem Sockel: „Sie werden am endgültigen Standort in Fundament gegossen und sorgen bei Erdbeben für Standfestigkeit“, erzählt Katsuhito Nishikawa.

Der aus Tokio stammende Künstler, der auf der Raketenstation arbeitet, hat die Kunstwerke für ein Bauprojekt in seiner Geburtsstadt entworfen. Noch stehen die Skulpturen in Mönchengladbach auf dem Werkstatthof von Betonstein- und Terrazomeister Wilfried Theves, der sie für den Künstler hergestellt hat. In wenigen Tagen geht es per Schiff nach Japan. Ab September sind die weißen Blöcke vor zwei neuen Hochhäusern in einem Büroviertel von Tokio zu bewundern.

Nishikawa ist maßgeblich an dem Konzept „Museum Insel Hombroich“ beteiligt und hat dort auf der Raketenstation sein Atelier. Charakteristisch für den renommierten japanischen Maler, Bildhauer, Architekten und Dozenten ist der experimentelle Umgang mit Materialien. Neu ist diesmal der Mix aus Beton und Marmor. Es sei die Komposition aus modernem Baustoff und dem mehrere tausend Jahre alten, „aus der Erde geborenen“ Marmor, die ihn fasziniert habe: „Es ist wichtig, mit der Natur zu leben“, ist seine Botschaft, die angesichts der Fukushima-Katastrophe besondere Brisanz erhält. Nishikawa nennt seine Skulpturen eine „spirituelle Wand“ und hofft, dass „man etwas beim Betrachten fühlt“.

Der gradlinigen schlichten Form entspricht die Bearbeitung des Materials. Die Ecken sind scharfkantig, die Oberfläche ist glatt: „Es ist nicht einfach, so perfekt ohne Luftblasen zu gießen“, lobt Nishikawa den Betonwerkstein-Unternehmer, der für ihn bereits mehrere Projekte umgesetzt hat. Schwierig sei vor allem gewesen, den Beton anders als werkstoffgerecht zu bearbeiten und ihn mit dem Marmor zu verkleben. Und schließlich sorgte Statiker Horst Kappauf mit seinen Berechnungen dafür, dass die Skulpturen den Tokio regelmäßig erschütternden Erdbeben standhalten können.