TV-Pädagogin soll Teile ihrer Doktorarbeit kopiert haben
Sarah Sophie Koch hat an der Düsseldorfer Uni promoviert.
Rhein-Kreis. Mütter und Väter, die sich allein um ihre Kinder kümmern, haben es oft schwer. Familientherapeutin Sarah Sophie Koch (31) steht ihnen deshalb zurzeit mittwochabends in der Fernsehreihe „Alleinerziehend! — Ein 24-Stunden-Job“ beim Sender RTL II beratend zur Seite. Die Pädagogin, die in einer Praxis im Rhein-Kreis Neuss arbeitet und bereits für die TV-Serien „Teenager in Not“ (RTL II) und „Die Schulermittler“ (RTL) als Fachfrau herangezogen wurde, steht nun selbst unter Beobachtung. Die Plagiatejäger der Plattform „Vroniplag Wiki“ werfen Koch öffentlich vor, Teile ihrer Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.
Die Mitstreiter von „Vroniplag“ hatten in der Vergangenheit schon andere Verfahren ins Rollen gebracht. So musste nicht nur der frühere CSU-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Titel abgeben, sondern 2012 auch der FDP-Politiker Bijan Djir-Sarai aus dem Rhein-Kreis.
Die Schauspielerin und Pädagogin, die in Tübingen ihr Diplom-Studium absolviert hat, will sich zu den Vorwürfen nicht weiter äußern. „Wir befinden uns im Rechtsbehelfsverfahren“, lässt die Schauspielerin über den Fernsehsender RTL II ausrichten. Sie lebt mit Mann und einjährigem Sohn im Gemeindegebiet Jüchen. „Ich habe der Universität Düsseldorf eine Nachbesserung meiner Doktorarbeit angeboten, da sich der Vorhalt von Unzulänglichkeiten nicht auf meine Forschungsergebnisse bezieht, sondern lediglich auf den theoretischen Vorspann.“
Koch promovierte im Jahr 2011 an der Düsseldorfer Uni zum Thema „Mentalisierungsfähigkeit der Mutter und kindliche Bindung“. Die Plagiatejäger haben im Internet die einzelnen Passagen der Doktorarbeit den (früher veröffentlichten) Texten anderer Autoren gegenübergestellt. Teilweise unterscheiden sich die Sätze nur in einem Wort.
Auf Seite 26 von Kochs Dissertation haben die Mitstreiter von „Vroniplag“ beispielsweise den Satz gefunden: „Die Mutter muss die Signale des Kindes richtig interpretieren, d.h., sie muss sich in ihr Kind hineinversetzen können.“ In einem 1999 veröffentlichten Text heißt es: „Die Mutter muss die Signale ihres Kindes richtig interpretieren, d.h., sie muss sich in ihr Kind hineinversetzen können.“ Die weiteren Sätze desselben Autors wurden ebenfalls nur wenig verändert.
Die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf will sich zu dem Verfahren nicht äußern. Grundsätzlich nehme man aber jeden Hinweis auf ein mögliches Plagiat ernst und prüfe es, erklärte Sprecher Joachim Tomesch. Einen Imageschaden befürchte man nicht. Gemessen an der Zahl der in Düsseldorf jährlich abgelegten Dissertationen und Habilitationen (im Jahr 2011 waren es 418 Arbeiten) sei die Zahl der überführten Abschreiber, denen der Titel aberkannt werden müsse, „verschwindend gering“.
Auch RTL II will die Vorwürfe gegen seine Serien-Hauptdarstellerin nicht kommentieren.