Einbrecher stürzt von Hausdach
Der 56-Jährige und ein weiterer Täter waren in die Gaststätte „Im Dom“ eingebrochen.
Neuss. Auf der Flucht vor der Polizei ist in der Nacht zum Montag ein 56-jähriger Einbrecher in der Innenstadt von einem Dach und in einen kleinen Innenhof abgestürzt, wo er schwer verletzt liegen blieb. Fast zeitgleich lief sein 24-jähriger Komplize, mit dem er in das Gasthaus „Im Dom“ eingebrochen war, Polizeibeamten auf der Michaelstraße in die Arme. Gegen den jungen Mann, der in Deutschland ohne festen Wohnsitz ist, liegt ein Abschiebehaftbefehl vor.
Ob die Festgenommenen auch für weitere Straftaten infrage kommen, ermittelt die Polizei derzeit. Sie hatte es in jüngster Zeit mit etlichen Gaststätteneinbrüchen zu tun. Vor zwei Wochen war in das Lokal „Rheingold“ eingebrochen worden und in der Nacht vom vergangenen Freitag auf Samstag in das Vogthaus am Münsterplatz. Dort waren die Diebe auf das Kunststoffdach des Wintergartens gestiegen und hatten im ersten Obergeschoss ein kleines Toilettenfenster aufgehebelt.
„Für uns lief es glimpflich ab“, berichtete Vogthaus-Wirt Michael Mylord. Ein Zigarettenautomat wurde geplündert und der Thekenraum durchwühlt, doch ein Spielautomat war nicht zu knacken gewesen. Nachdem Rheingold-Wirt Michael Stappen bereits eine Alarmanlage einsetzt, will auch Mylord aufrüsten und Bewegungsmelder installieren. Nach dem zweiten Einbruch 2015 macht ihm die Versicherung weitere Auflagen.
Karl Kehrmann, Betreiber des Gasthauses „Im Dom“, ist fast überzeugt, dass die Einbrecher schon einmal Gast in seinem Lokal waren. So genau kannten die sich aus. Sie hebelten eine Metalltür an der Promenade, auf der Rückseite des Gasthauses, auf, drangen vom Innenhof der Hausbrauerei aus durch das Küchenfenster in das Lokal ein, setzten die Alarmanlage außer Gefecht und hebelten im ersten Stock die Tür zum Büro auf. Den Tresor dort, in dem Wechselgeld lag, konnten sie nicht aufbrechen. „Die wussten, wo sie hin mussten“, sagt Kehrmann.
Noch während die Einbrecher im Haus wüteten, fiel einem Angestellten, der um 1.15 Uhr — zweieinhalb Stunden nach Schließung der Gaststätte — noch unterwegs war, das aufgebrochene Metalltor auf. Er alarmierte seinen Chef und die Polizei. Als Kehrmann Minuten später eintraf, waren aus dem Haus noch Geräusche zu hören. Die Polizei blockierte die Ausgänge und wartete auf Verstärkung mit Diensthund.
Doch der kam nicht mehr zum Einsatz. Als der 56-Jährige durch das aufgebrochene Tor kam und die Polizei sah, machte er auf dem Absatz kehrt. Er stieg über die Feuerleiter auf das Dach und floh über die Dächer von drei Nachbarhäusern — bis er in den Innenhof stürzte. Da lag er lange, denn um ihn bergen zu können, musste erst Monika Linden, Betreiberin des Yoga-Meditationshauses „Samadhi“, aus dem Bett geholt werden. Sie hat den Schlüssel zur einzigen Tür zum Hof. Ersthelfer waren da schon über das Dach hinter dem Dieb hergeklettert und mit Hilfe einer Leiter der Feuerwehr zu ihm herabgestiegen.