Umbennenung: SPD will Hindenburg nicht länger ehren
SPD will Umbenennung des Platzes. Zunächst soll in Holzheim diskutiert werden.
Neuss. Es gab den Hindenburgplatz in Neuss, es gab den Hindenburgplatz in der früher selbständigen Gemeinde Holzheim. In Neuss ist das Areal seit 1949 in Platz am Niedertor umbenannt, in Holzheim hat die Benennung nach wie vor Bestand. Das soll sich ändern, so Tenor aus dem Kulturausschuss, der einen entsprechenden Antrag der SPD beriet. Zunächst aber sollen die Holzheimer dazu gehört werden.
Eindringlich warb Hartmut Rohmer im Kulturausschuss für den Antrag seiner Fraktion. Er verwies auf den letzten Stand historischer Forschung, der belege: Paul von Hindenburg, Chef der Obersten Heeresleitung, der „Held von Tannenberg“, Reichpräsident und für viele Deutsche Volksheld, war nicht der eher willenslose Mann an der Spitze des Staates, der sich von Hitler instrumentalisieren ließ. Er habe, so heißt es im SPD-Antrag, „einen zentralen Beitrag zur Etablierung und Durchsetzung der nationalsozialistischen Diktatur geleistet“. Hartmut Rohmer fasste zusammen: „Hindenburg ist nicht ehrenswert.“
Die Benennung der beiden Plätze in Neuss und Holzheim erfolgte zu unterschiedlichen Zeiten. Schon 1917, zum 70. Geburtstag des damaligen Generalfeldmarschalls, benannte der Neusser Rat den damaligen Gartenplatz um. In Holzheim entschied sich die Politik auf Antrag eines NSDAP-Abgeordneten am 6. April 1933, den Schulplatz in Hindenburgplatz umzubenennen. Die Stadt Neuss und die Gemeinde Holzheim ernannten Hitler wie Hindenburg wie zahllose andere Kommunen zu ihren Ehrenbürgern.
Stadt und Gemeinde reagierten nach dem Krieg ganz unterschiedlich. Eine Direktive des alliierten Kontrollrats von 1946 legte fest, Denkmäler, Wahrzeichen und Straßenschilder militärischen und nationalsozialistischen Charakters zu beseitigen. Im Jahr darauf präzisierte der Innenminister des Landes NRW, die Beibehaltung der Straßenbezeichnung Hindenburg sei mit dieser Direktive nicht zu vereinbaren. Die Stadt Neuss entschied sich daraufhin 1949 für den Namen Platz am Niedertor. In Holzheim blieb alles beim Alten.
Das könnte sich jetzt ändern. „Hindenburg ist kein politisches Vorbild. Ihm gebührt keine öffentliche Ehrung“, heißt es in dem Antrag. Im Kulturausschuss, der für Straßenbenennungen und Umbenennungen zuständig ist, unterstrich Stadtarchivleiter Jens Metzdorf, dass Hindenburg seit 1925 „aktiv gegen die Demokratie gearbeitet“ habe: „Die Quellenlage ist erdrückend und eindeutig.“
Im Ausschuss argumentierte niemand gegen eine Umbenennung. Möglich wäre es, den alten Namen Schulplatz zu wählen, der an die alte Schule erinnert. Alle Fraktionen legten Wert darauf, dass das Thema zunächst in Holzheim diskutiert werden müsse. Der Antrag wurde somit einstimmig an den Bezirksausschuss Holzheim überwiesen. Archivleiter Jens Metzdorf erklärte sich bereit, auf Wunsch dort auch über die Rolle und Einschätzung Hindenburgs im Laufe der Zeit vorzutragen.