Videotheken stellen sich der Internet-Konkurrenz
Trotz schwieriger Marktlage wollen die Betreiber gegen Netflix und Co. nicht aufgeben.
Neuss. Ein gemütlicher Abend auf der Couch mit einem Film — wer das noch vor wenigen Jahren wollte, kam kaum an den Videotheken vorbei. Doch die scheinen im Internet-Zeitalter nicht mehr nötig zu sein. Online-Portale wie Netflix, Maxdome oder Watchever sind rund um die Uhr abrufbar. „Video on Demand“ heißt das Stichwort: Filme, wann der Kunde will — in schier unbegrenzter Auswahl. 12 Millionen Nutzer zählt dieses Segment bereits.
Auf der anderen Seite berichtet Sigmund Lex, der seit Juni im Auftrag der Firma „Video Games and Domains“ das „Video Center“ an der Brandgasse betreibt, von Umsatzeinbußen um bis zu 40 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. „Die Mixtur aus Raubkopien und Internetanbietern richtet großen Schaden an“, sagt er. Die nächsten Jahre überleben könne nur, wer „auf die Kunden zugeht, Service und Beratung bietet“, so Lex.
Michael Heiter, der neben acht anderen Videotheken in Deutschland den „Video Buster“ an der Jülicher Landstraße betreibt, relativiert den Boom um die Online-Portale. „Es heißt, der Markt ist wachsend. Aber von vier auf acht Prozent — das ist schon ein sehr niedriges Niveau.“ 92 Prozent der Umsätze im Filmverleih würden noch mit physischen Datenträgern erzielt. Insbesondere das Portal Netflix, das die Mitbewerber aufgeschreckt hat, habe „auf dem amerikanischen Markt gewildert“. In Deutschland sei der Markt mit einem allgemeinfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk allerdings schwieriger.
Kundin Janine Ratering (31) gibt zu, dass sie „PC-mäßig nicht so fit“ ist und deswegen lieber einen Laden aufsucht. Es gibt also noch Stammkunden, wie auch Abu Heyer (35). Internetfilme hätten oft eine „schlechte Qualität“, sagt er. Illegales Downloaden findet er „unmoralisch“.
Jedoch gehe die Geräteentwicklung hin zu Tablets und immer kleineren Notebooks ohne DVD-Laufwerk. „Die Gefahr besteht, dass irgendwann nicht mehr genügend Haushalte über Abspielgeräte verfügen“, sagt Volker Gehrau, Professor für Kommunikationswissenschaft in Münster. Wenn Netflix und Co. ein „anständiges Angebot“ aufbauten, hätten diese Portale die Argumente in der auf ihrer Seite.