Vorstand der DJK Rheinkraft kündigt Aussprache an
Der Verein hat Eltern für Montag zu einer Sitzung eingeladen, um seine Sicht der Dinge um Belästigungsvorwürfe und Trainerrausschmisse zu schildern.
Neuss. Es herrscht Aufklärungsbedarf beim Vorstand der DJK Rheinkraft. Gemeinsam mit dem Stadtsportverband Neuss hat der Verein für kommenden Montag Eltern minderjähriger DJK-Sportler auf die Ludwig-Wolker-Anlage eingeladen, um seine Sicht der Dinge zu schildern. „Es geht darum, die Angelegenheit zu beruhigen“, erklärt Wilhelm Fuchs, Vorsitzender des Stadtsportverbandes. Er wird die Veranstaltung moderieren. Auch ein Vertreter des DJK-Landesverbandes wird vor Ort sein, wie der Landessportbund bestätigte.
Ob auch der ehemalige Vorsitzende an der Sitzung teilnimmt, um zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, entscheidet sich wohl an diesem Wochenende. Ihm wird vorgeworfen, ein von ihm trainiertes Mädchen (15) sexuell belästigt zu haben. 2015 hatte es ein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Vorsitzenden gegeben, das gegen eine Geldauflage eingestellt wurde. „Eine Begründung dafür wurde uns nie mitgeteilt“, sagt der Vater des betroffenen Mädchens.
Diese lieferte die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach jedoch auf Nachfrage. Das zu ahnende Vergehen sei „am untersten Rand des Strafbaren“ gewesen.
Ende August dieses Jahres legte der damalige Vorsitzende — nachdem die Vorwürfe öffentlich wurden — seine Ämter nieder. Auch der Gehörlosensportverband, für den er als Trainer aktiv gewesen ist, hat die Zusammenarbeit mittlerweile endgültig beendet. Seine ehemaligen Kollegen bei der DJK Rheinkraft und im Stadtsportverband stellen sich hinter den ehemaligen Vorsitzenden — gehen gar von einer Manipulation derjenigen aus, die das Aus des damaligen Vorsitzenden gefordert hatten. Bei einer Vorstandssitzung soll sogar vorgeschlagen worden sein, eine Ehrenerklärung für ihn abzugeben. Dagegen regte sich jedoch Widerstand.
Es steht Aussage gegen Aussage. Sowohl der DJK- als auch Stadtsportverband-Vorstand geben an, nichts von den Chatverläufen zwischen dem ehemaligen Vorsitzenden und dem 15-jährigen Mädchen zu wissen. „An uns ist nie jemand herangetreten“, sagt Peter Orth, zweiter DJK-Vorsitzender, der den Verein kommissarisch leitet. Auch Fuchs gibt an, nie etwas von diesen Chats gelesen zu haben.
Die mittlerweile aus dem Verein ausgetretene Athletin Alexandra Selzer betont jedoch, mehrmals an den DJK-Vorstand herangetreten zu sein. „Da hieß es nur, dass sie davon nichts wissen wollen“, sagt Selzer. Sie hatte sich gemeinsam mit der Athletin Isabelle Rhine und ihrem Vater Maximilian Rhine-Gritz für das Mädchen eingesetzt und den damaligen ersten Vorsitzenden zum Rücktritt aufgefordert — was von den Vorstandsmitgliedern als Erpressung gewertet worden sein soll. Deshalb waren Rhine-Gritz und seine Tochter Mitte August mit einem Hausverbot belegt worden. Wenig später wurde das Hausverbot für den Trainer zwar aufgehoben. Mittlerweile hat die DJK Rheinkraft die Zusammenarbeit mit Rhine-Gritz jedoch beendet. Sportliche Gründe seien für diese Entscheidung nicht ausschlaggebend gewesen, sondern ein nicht mehr vorhandenes Vertrauensverhältnis, wie Orth auf Nachfrage mitteilte.
Nach dem Rausschmiss von Rhine-Gritz hatten weitere Leichtathletik-Trainer erklärt, ihre Ämter bei der DJK zum Jahresende niederzulegen. Zudem sollen einige Eltern ihre Kinder abgemeldet haben.
Sowohl das betroffene Mädchen als auch ihre Eltern haben angekündigt, an dem Treffen am Montag teilzunehmen. Der Vater befürchtet, dass die Gegenseite nicht zu Wort kommen wird, und wünscht sich, dass der Abend von einer neutralen Person moderiert wird. „Ganz ohne Neusser Klüngel“, wie er sagt.