Weißenberger kämpfen um den Ruf

Nach den Äußerungen einiger Bürger, der Stadtteil habe für Anwohner nur wenig zu bieten, wehrt sich die Initiative Nordstadt gegen diese Darstellung und nennt Gegenbeispiele.

Foto: Andreas Woitschützke

Nordstadt. Als Joachim Goerdt vor mehr 30 Jahren nach Weißenberg zog, galt der Bereich rund um den Kotthauserweg noch als sozialer Brennpunkt. Viele einkommensschwache Familien lebten auf verhältnismäßig engem Raum. Im Laufe der Jahre habe sich jedoch etwas getan in dem Gebiet. „Von der Bevölkerungsstärke hat es sich etwas entspannt. Zudem haben wir eine gute Schul- und Kindergartenversorgung, die ja noch wesentlich verbessert wird“, sagt der Vorsitzende des Initiativkreises Nordstadt.

Mit Unmut haben er und seine Kollegen die Schilderungen einiger Anwohner und Geschäftsinhaber wahrgenommen. Der Tenor: Weißenberg habe für Anwohner nur wenig zu bieten — zudem schotteten sich viele Kulturen voneinander ab. „Es gibt durchaus Möglichkeiten für Anwohner. Das Nordbad ist nah gelegen und auch die Einkaufsmöglichkeiten sind gut“, sagt Goerdt, der angibt, gerne in Weißenberg zu wohnen.

Peter Dieter Schnitzler

Auch das Thema Integration werde in der Nordstadt, vor allem in Weißenberg, beherzt angegangen. „Niemand würde die sozialen Probleme in der Nordstadt unterschlagen wollen und die, die ein hoher Ausländeranteil mit sich bringt“, sagt Peter Dieter Schnitzler, der den „Arbeitskreis Geschichte“ des Initiativkreises Nordstadt einst leitete.

Weißenberg war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil ein Sondereinsatzkommando vor knapp zwei Wochen in einem Hochhaus einen 21 Jahre alten Terrorverdächtigen festnahm. „Der Fall hatte aber doch nicht explizit mit dem Stadtteil Weißenberg zu tun. Übrigens gibt es hier nicht nur Hochhäuser, sondern auch gehobene Wohnviertel“, sagt Schnitzler, der einige Freizeitangebote nennt, die sinnbildlich für gelungene Integration in Weißenberg stünden — wie den KSK Konkordia oder die Spielvereinigung Weißenberg, in der bereits Kinder verschiedener Kulturen zusammen Sport treiben, oder das angepasste Schwimmangebot des Nordbades, das sich direkt gegenüber der neuen Flüchtlingsunterkunft befindet.

„Es mangelt nicht an Angeboten. Vielleicht müsste man diese in Zukunft einfach besser bewerben“, sagt Schnitzler, der auch die integrative Arbeit der Herbert-Karrenberg-Schule, der Beratungsstelle „Brücke“ und der Karl-Kreiner-Schule lobend erwähnt. Gleiches gelte für die Jugendeinrichtung an der Vogelsangstraße. Zwar könne der Nordpark bürgerfreundlicher gestaltet werden, vor der Heilig-Geist-Kirche gebe es jedoch einen zentralen Bürger-Platz, auf dem regelmäßig Nachbarschaftsfeste ausgerichtet werden.

Handlungsbedarf sieht Schnitzler jedoch im hinteren Bereich des Nordbades. Auf der großen Wiese, wo sich einst ein großes Freibad befand, würden er und seine Kollegen sich mehrere Freizeitangebote für Anwohner wünschen. Auf der großzügigen Fläche befinden sich aktuell lediglich zwei Fußballtore.

„Wir haben dem Grünflächenamt bereits unsere Pläne vorgestellt. Aber es tut sich einfach nichts“, sagt der langjährige Leiter des Arbeitskreises Geschichte.