Wird Altes Finanzamtzur Notunterkunft?

141 Flüchtlinge sind in Notunterkünften untergebracht. Das leerstehende Finanzamt könnte Entlastung bringen.

Foto: Berns

Grevenbroich. Die Stadt führt Gespräche mit Vertretern von Land und Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW über das leerstehende Finanzamt an der Erckensstraße. Ziel ist es, das Gebäude als Notunterkunft für Flüchtlinge zu nutzen. Das erklärte Bürgermeisterin Ursula Kwasny gestern. Sozialdezernent Claus Ropertz stellt klar, dass der seit vier Jahren leerstehende Bau viele Probleme bei der Notunterbringung der Flüchtlinge lösen könnte.

Voraussetzung sei, dass das Land Eigenbedarf anmelde und das zum Verkauf stehende Gebäude, für das ein Investor beim BLB ein Höchstgebot vorgelegt hat, zur Verfügung stelle. „Das geht nur, wenn der Kaufvertrag noch nicht unterschrieben ist“, sagt Kwasny.

Die Gespräche zwischen Stadt und Land dürften nach Informationen unserer Redaktion in den kommenden Tagen intensiviert werden. Murat Beyazyüz, Repräsentant des Investors, erklärte gestern, dass der Kaufvertrag noch nicht unterschrieben sei. Zurzeit hat die Stadt zwei Notunterkünfte hergerichtet, in denen 141 Flüchtlinge — darunter 25 Kinder — untergebracht sind. Die Flüchtlinge wurden der Stadt kurzfristig von der Bezirksregierung Arnsberg zugeteilt. Als Notunterkünfte fungieren die Alte Feuerwache sowie die Turnhalle an der Schlossstraße. Dort geplante Veranstaltungen müssen vorerst abgesagt oder verlegt werden.

Wegen der großen Zahl an Flüchtlingen, die nach Nordrhein-Westfalen kommen, übernimmt Grevenbroich für laut Ropertz mindestens sechs Wochen die Aufgaben einer zentralen Erstaufnahmestelle. Das stellt die Stadt vor logistische Herausforderungen und schließt eingehende ärztliche Untersuchungen der Flüchtlinge — sonst übernehmen diese Untersuchungen die Landesstellen, die aber zurzeit überlastet sind — ein. Bislang wurde dabei eine Erkrankung, die nun im Krankenhaus behandelt werden muss, festgestellt. „In den Notunterkünften sind deshalb jedoch keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich“, betont Ropertz.

Bei den Untersuchungen wird eng mit dem Kreisgesundheitsamt und dem Kreiskrankenhaus St. Elisabeth zusammengearbeitet. Letzteres liefert mit seiner Küche auch das Essen sowie Getränke für die Flüchtlinge. Insgesamt haben in den vergangenen beiden Tagen rund 70 Helfer dafür gesorgt, dass die Einrichtung der beiden Notunterkünfte gelungen ist. „In einem zweiten Schritt muss es nun darum gehen, eine Alltagsstruktur hinzubekommen“, sagt Ropertz.

Für die Flüchtlingskinder werden Mitarbeiter des städtischen Jugendamts einige Aktionen vorbereiten, auch die Kita am Hartmannweg hat schon Hilfsbereitschaft signalisiert.

Allerdings braucht die Stadt dringend Dolmetscher, weitere Ärzte und Bürger, die sich bei der Essensausgabe engagieren. Für die Essensausgabe ist eine sogenannte „Belehrung nach Infektionsschutzgesetz“ erforderlich. Dabei handelt es sich um eine Hygieneschulung. Wer helfen möchte, kann sich im Rathaus unter der Telefonnummer 02181/608571 melden.