Bürgermeisterkandidaten starten handzahm

Bei der ersten öffentlichen Diskussion von Nickel, Breuer und Benary-Höck gab es kaum Streitpunkte.

Neuss. Thomas Nickel (CDU) will das Rathaus bürgerfreundlicher machen, die Neusser Wirtschaftskraft sichern und damit die soziale Großstadt. Letztere muss nach Meinung von Reiner Breuer (SPD) in Neuss zum Teil neu erfunden werden, dazu brauche das Rathaus frischen Wind. Susanne Benary-Höck (Grüne) will sich unter anderem für bezahlbaren Wohnraum und — entsprechend ihrem Wahlkampfmotto „Frau tut Neuss gut“ — für mehr weibliche Führungskräfte in der Stadtverwaltung einsetzen.

In der „Alten Schmiede“ im Rathaus-Innenhof trafen die drei Bürgermeister-Kandidaten jetzt zum ersten Mal zu einer öffentlichen Diskussion aufeinander. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hatte zu dem Abend unter der Moderation des Journalisten Andreas Vollmert eingeladen. Die Plätze im Saal reichten nicht aus für alle Besucher. Neben Mitgliedern des Verbandes waren viele Politiker zugegen, so dass die Diskussion mit dem Publikum teilweise an eine Ratssitzung erinnerte. Einfache Bürger meldeten sich kaum zu Wort, was an den Themen gelegen haben dürfte.

Die drei Bürgermeisterkandidaten sollten sich zum Trägeranteil in Kindergärten (Elterninitiativen müssen vier Prozent aufbringen, alle anderen Kitas fünf Prozent) äußern, zur Umsetzung der Inklusion in Neuss und dazu, wie viele Aufgaben die Stadt auf private Dritte übertragen darf und soll — schwere Brocken. Während Nickel versprach, kein Träger solle aus Finanznot einen Kindergarten schließen müssen, sah Breuer eine finanzielle Beteiligung der Träger an den Kosten gerechtfertigt („Sonst kann es der Staat ja gleich selbst machen“). Benary-Höck dagegen will mit mehr öffentlichen Geldern zugleich eine höhere Qualität der frühkindlichen Förderung sicherstellen.

In Sachen Inklusion musste das Podium eine Schelte von Behindertenvertretern entgegennehmen. „Jeder schiebt die Schuld, dass es nicht klappt, auf den anderen“, kritisierte Ursula von Schönfeld, Vorsitzende der Neusser Elterninitiative „Gemeinsam leben und lernen“. „Es muss endlich mal etwas schnell getan werden.“

Breuer sprach sich für einen „Masterplan Inklusion“ aus, Nickel für den Erhalt von Förderschulen und Benary-Höck für eine verständlichere Sprache der Stadtverwaltung, auch in Formularen. Beim Thema Subsidiarität waren alle drei der Meinung, dass die Stadt bei sozialen Angeboten auf Wohlfahrtsverbände und Vereine angewiesen sei, diese aber durch längere Verträge bessere Planungssicherheit bräuchten.

Insgesamt ein Abend mit wenig Kontroversen, was im Publikum bedauert wurde. Lediglich beim Betreuungsgeld für Eltern, die Kleinkinder nicht in Kitas geben, gab es unterschiedliche Standpunkte bei den Bürgermeisterkandidaten: Nickel verteidigte es, Breuer und Benary-Höck lehnten es ab.