Personalmangel: Stadt bietet weniger Service

Die Bürgerämter Norf und Holzheim verkürzen die Öffnungszeiten. Auch wegen der bevorstehenden Wahl, sagt die Stadt.

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Neuss. Personalausweis beantragen, Reisepass abholen, Wohnsitz ummelden — wer dies in den Bürgerämtern Holzheim und Norf erledigt, muss sich auf zusammengestrichene Öffnungszeiten einstellen. Ab der kommenden Woche werden beide Ämter nur noch vier Stunden in der Woche besetzt sein. Die Verwaltungsstelle in Holzheim ist nur noch mittwochs von 14 bis 18 Uhr und die in Norf donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Das teilte die Stadtverwaltung gestern mit. Bisher war das Bürgeramt in Holzheim zehn Stunden in der Woche geöffnet, das in Norf sogar 18 Stunden. Die neuen Öffnungszeiten sollen voraussichtlich für zwei Monate, also bis Oktober, gelten. Das hat die Verwaltungsspitze um Beigeordnete und Bürgermeister Herbert Napp entschieden.

Grund für den eingeschränkten Service in den Außenstellen ist nicht etwa, dass der Dienst dort nicht genutzt wurde. Im Gegenteil: In beiden Ämtern müssen Bürger zum Teil Wochen im Voraus einen Termin buchen, um etwa einen neuen Personalausweis oder Reisepass zu beantragen. Die Stadt hat nach eigenen Angaben schlicht einen Personalengpass. „Im Bürgeramt sind zurzeit fünf Stellen ausgeschrieben und harren einer Neubesetzung“, hieß es bei der Stadt. „Die Kollegen arbeiten deshalb und aufgrund der derzeit laufenden Wahlvorbereitung an der Kapazitätsobergrenze.“

Die Kollegen in den beiden Außenstellen werden deshalb im Bürgerbüro im Rathaus am Markt eingesetzt. Sie erfuhren gestern davon. Auf der Internetseite der Stadt wurden Bürger gestern bereits die neuen Öffnungszeiten ohne den Hinweis auf zeitliche Befristung genannt, an den Verwaltungsstellen waren am Mittag noch die bisherigen Dienstzeiten veröffentlicht.

Die Gewerkschaft Komba für den öffentlichen Dienst sprach gestern von hohen Belastungen gerade im Bürgeramt. „Dort sind lange Wartezeiten entstanden, und es wurde weit über die Öffnungszeiten hinaus gearbeitet“, sagte Reiner Dankelmann, Vorsitzender des Neusser Komba-Verbandes. „Es muss alles in Anspruch genommen werden, um die Belastung in den Griff zu bekommen.“ Die Gewerkschaft stütze daher die Maßnahme der Verwaltung. Alternative wäre gewesen, den geöffneten Samstag zu streichen. Dankelmann kritisierte aber auch, der Personalengpass sei lange vorher absehbar gewesen: „So etwas fällt nicht vom Himmel, sondern ist Ergebnis einer Entwicklung. Daran muss gearbeitet werden.“

In der Politik stoßen die reduzierten Öffnungszeiten hingegen auf Überraschung und Unverständnis. „Es ist unmöglich, das ist das Gegenteil von Bürgernähe“, schimpfte die Norfer Stadtverordnete Waltraud Beyen (CDU). „Der gesamte Neusser Süden nutzt das Bürgeramt. Die Wartezeit für einen Termin beträgt drei bis vier Wochen — so groß ist der Andrang.“ Sie ärgert es überdies, dass die Stadtverordneten keine frühzeitigeren Informationen vonseiten der Verwaltung erhalten hätten. „Ich habe wie viele Bürger den Eindruck, dass die Krankheitsquote in der Neusser Verwaltung sehr hoch ist“, sagte Beyen. „Das könnte die Stadt widerlegen, indem sie wie Düsseldorf auch die Quote veröffentlicht.“ Komba-Chef Dankelmann, der auch Vorsitzender des städtischen Personalrats ist, widerspricht: „Es gibt keine Erkenntnisse, die auf einen außergewöhnlich hohen Krankenstand hindeuten.“