Wochenmarkt besteht nur noch aus zwei Verkaufsständen
Händler kritisieren, dass die Stadt den Markt zu wenig unterstützte.
Grevenbroich. Obst, Gemüse, Käse und Fisch — das war im Wesentlichen das Angebot gestern beim Markt in Grevenbroich. Gerade mal drei Beschicker boten Waren an, am Samstag sogar nur zwei. „Es kommen wenige Kunden. Und wenn Kunden ausbleiben, bleiben auch die Händler weg — das ist ein Kreislauf“, sagt Annerose Kurth am appetitlich bestücktem Obst- und Gemüse-Stand vom Unternehmen Küx, der mit zwölf Metern Länge den Markt gestern prägte.
Brigitte Schmitz (68) kauft dort regelmäßig ein. Sie kann sich gut an Zeiten erinnern, als es „auf dem Markt vier, fünf Obst- und Gemüse-Stände gab, ebenso Stände mit Blumen, Geflügel und mehr.“ Auch Heike Ludwig stellt ihren Fisch-Wagen inzwischen nur noch mittwochs auf. Sie sei unter anderem auch in Euskirchen und Kerpen, dort sei deutlich mehr los, sagt die 55-Jährige. „In der Grevenbroicher Innenstadt ist ja fast jedes zweite Geschäft leer“.
Kurth kritisiert, dass die Stadt den Markt zu wenig unterstütze. „Zum Cityfrühling müssen wir am Samstag wieder auf den Zehnthof ausweichen. Dass für zwei Stände kein Platz auf dem Marktplatz gefunden werden kann, ist eigentlich ohne Worte“, sagt sie. „Der Werbering als Veranstalter beansprucht für den City-Frühling“ bestimmte Flächen, zu denen auch der Marktplatz gehört“, erklärt Stadtsprecher Robert Jordan. Deshalb sei „seit vielen Jahren unabhängig von der Zahl der Marktstände eine Verlegung des Wochenmarktes notwendig. „Dies geschieht zweimal jährlich und wird als nicht abträglich für den Wochenmarkt gesehen.“
Jordan sieht mehrere Gründe für den Rückgang. „Das Angebot der Wochenmärkte findet sich heutzutage in jedem Supermarkt.“ Zudem würden viele Markthändler spätestens zum Renteneintritt das Geschäft aufgeben. Scheide ein Beschicker wegen des Alters, aus gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen aus, „gibt es in der Regel keinen Ersatz“, sagt Jordan.
In Grevenbroich etwa „gaben zwei Blumenhändler aus Altersgründen auf, ein Geflügelhändler hatte ein nicht zu ersetzendes defektes Fahrzeug“, schildert Jordan. In größeren Städten wie Neuss funktionierten die zentralen Wochenmärkte noch, weil das Kunden-Potenzial größer sei. Bei einer Umfrage vor circa fünf Jahren in Grevenbroich kam heraus, dass vorwiegend ältere Frauen auf dem Markt einkaufen. „Wir haben seinerzeit die Marktordnung verändert, um das Angebot auf Haushaltsartikel zu erweitern“, sagt Jordan, doch ohne Erfolg.
Gegebenenfalls müsste man sich „intensive Werbemaßnahmen überlegen“, sagt Jordan. „Die Belebung des Marktplatzes steht ja auf der Agenda.“ Das Innenstadtmanagement werde sich des Themas Wochenmarkt annehmen.