Zahl der Fahrraddiebstähle ist um 16 Prozent gestiegen
Die Polizei hat ihren „Lagebericht Kriminalität 2014“ vorgestellt.
Neuss. Nach Jahren mit zum Teil sprunghaft ansteigenden Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen scheint die Spitze erreicht. 1560 solcher Fälle bilanziert die Polizei in ihrem gestern vorgestellten „Lagebild Kriminalität 2014“ und damit fast genauso viele wie im Jahr zuvor. Von einer Trendwende wollte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke als Chef der Kreispolizeibehörde nicht sprechen, doch ein Punkt freut ihn: In vier von zehn Fällen scheiterten die Einbrecher. „Das ist ein Erfolg unserer Präventionsarbeit“, so der Behördenleiter. Die Präsentation der Jahresstatistik fällt in diesem Jahr in eine Zeit, in der über die Polizeiorganisation im Land und die Auflösung der Kreispolizeibehörden diskutiert wird.
Eine (erneute) Kommentierung dazu verkniff sich Petrauschke zwar, doch indirekt warb er für die bestehenden Strukturen als Erfolgsmodell. Beispiel Aufklärungsquote: „50,85 Prozent aller Straftaten im Rhein-Kreis wurden aufgeklärt“, rechnet Petrauschke vor. „Mit diesem Ergebnis liegen wir ein Prozent über dem Vorjahresniveau und wieder über dem Landesdurchschnitt.“ Dabei wurden 11 674 Tatverdächtige ermittelt.
32 201 Delikte musste die Polizei bearbeiten. Nach einem Rückgang im Vorjahr bedeutet das wieder einen Anstieg um 536 Fälle (1,69 Prozent), doch blieben die Zahlen unter denen der Jahre 2011 und 2012. Fazit des Landrates: „Die Sicherheitslage im Kreis ist stabil.“ Dass mit 14 344 Delikten beinahe jede zweite Tat im Kreis ein Diebstahl ist, hat im wesentlichen einen Grund: „Fahrraddiebstähle treiben unsere Fallzahlen in die Höhe“, stellt Hans-Werner Winkelmann als Leiter der Direktion Kriminalität fest. Die Zahl der Fahrrad-Diebstähle wuchs um 386 Fälle auf 2798. Wie schon bei den Wohnungseinbrüchen scheint es die Polizei auch dabei inzwischen mit internationalen Banden zu tun zu haben. So berichtet Winkelmann von einer achtköpfigen Bande, die in Grevenbroich gefasst wurde und schon 45 gestohlene Räder für den Abtransport in ihre südosteuropäische Heimat fertig gemacht hatte. Räder, so sein Tipp, sollten gekennzeichnet werden. Sogar Händler reagieren auf den zunehmenden Fahrraddiebstahl und statten ihre Räder vor Probefahrten mit GPS-Technik aus, die eine Ortung per Satellit möglich macht.
Gewaltdelikte wie der Mordfall in Kaarst oder die Messerattacke eines Mannes, der im Neusser Hafen auf seine Vorgesetzten los ging, sind noch am ehesten geeignet, das Sicherheitsgefühl der Menschen im Kreis zu beeinträchtigen, sagt Petrauschke. Dazu zwei gute Nachrichten: Die Zahlen für 2014 (insgesamt 713 Fälle) sind leicht rückläufig, die Aufklärungsquote liegt nach vier vor bei Drei von Vier. Die Zahl der Rauschgiftdelikte und der so genannten Straßenkriminalität stiegen im vergangenen Jahr kreisweit an, dagegen sanken sie bei Sexual- und Betrugsdelikten. Vor allem die Masche mit dem so genannten „Enkeltrick“ verfängt immer seltener.