Zwölf Geschichten über Migration

Jugendliche haben im Rahmen eines Projekts ein Buch geschrieben.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Langeweile und Vorurteile: Das sind zwei Dinge, gegen die die Interkulturellen Projekthelden etwas unternehmen wollen. Im Rahmen eines Buchprojektes haben Jugendliche mit Migrationshintergrund ihre persönlichen Geschichten aufgeschrieben und illustriert, damit Außenstehende sie besser verstehen und Vorurteile aus dem Weg geräumt werden können.

Projektleiter Umut Ali Öksüz gibt zu Bedenken, dass viele der Kinder in Deutschland geboren seien und nie in einem anderen Land gelebt hätten. Dennoch seien sie mit Vorurteilen sowohl in Deutschland als auch ihrem Heimatland konfrontiert: „Ein Junge hat mir gesagt, dass er in der Türkei als Deutscher und in Deutschland als Türke bezeichnet wird. Da fragt er sich natürlich, was das soll“, sagt Öksüz.

Das Interkulturelle Projekt soll deshalb neue Perspektiven ermöglichen. Kinder und Jugendliche berichten in dem Buch über ihre Erfahrungen. So auch Felicitas Bulla. Die Eltern der 19-Jährigen stammen aus dem schlesischen Teil Polens. Selbst kann sie kein Polnisch sprechen, und das ist für andere schwer zu akzeptieren. Ihre Eltern mussten in der Schule ihren schlesischen Dialekt ablegen, weil er als eine Art „Bauerndialekt“ galt. Mit dem „richtigen“ Polnisch konnten sich die Eltern aber selber nicht identifizieren. „Darum haben sie uns Kindern gar kein Polnisch beigebracht“, sagt Felicitas.

Insgesamt zwölf Geschichten dieser Art finden sich in dem Buch „Verschieden aber eins — Jugendliche erzählen über ihr Leben zwischen zwei Welten“. Jede Erzählung gibt es auf Deutsch, Englisch und in der jeweiligen Muttersprache. „Die Illustrationen und Geschichten stammen dabei alle von den Jugendlichen selbst“, sagt Projektleiterin Claudia Ehrentraut.

Der Coverentwurf wurde immer wieder überarbeitet. „Das Cover wurde schließlich gezeichnet, weil auf Wunsch keine Personen fotografisch dargestellt werden sollten. Es zeigt Jugendliche verschiedener Nationalitäten“, sagt Ehrentraut.

Auch die Definition der Muttersprache führte zu einer regen Diskussion. „Die Jugendlichen können sich besser auf Deutsch artikulieren, was sie dann eher als ihre Muttersprache ansehen“, sagt Öksüz. Die Festlegung auf eine Muttersprache sei demnach mehr emotional belastet als von der Herkunft bestimmt, fügt Ehrentraut hinzu. Bei den Übersetzungen brauchten die Jugendlichen deshalb Hilfe.

Das Buch erscheint voraussichtlich noch im Februar und kostet zehn Euro. Der Erlös soll zur Finanzierung weiterer Projekte dienen.