Interview Schloss Kalkum: Die neue Musikakademie soll bis 2021 an den Start gehen

Düsseldorf · Interview Für Investor Peter Thunnissen ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Am Donnerstag stimmt der Landtag über den Verkauf des Baudenkmals ab.

Peter Thunnissen (links) mit Tonhallen-Chef Michael Becker und Hans Joachim Schneider vom BLB im Schloss Kalkum.

Foto: Peter Thunnissen

Peter Thunnissen hat schon manche architektonische Duftmarke in Düsseldorf gesetzt, unter anderem in der Gartenstadt Reitzenstein, auf dem ehemaligen Rheinmetall Geländer oder im Neubaugebiet Feuerbachstraße/Vlattenstraße am Volksgarten. Mit dem Umbau der Heerdter Kirche Christus König in eine Kita hat der 65-Jährige bewiesen, dass er Baudenkmäler zurück ins Leben holen kann. Noch einmal möchte Thunnissen sich an ein besonderes Projekt wagen. Am kommenden Donnerstag entscheidet der Finanzausschuss des Landtags darüber, ob der Düsseldorfer Investor neuer Eigentümer von Schloss Kalkum wird. Thunnissen möchte dort eine Musikakademie aufbauen – und ist befremdet darüber, dass einzelne Bürger im Vorfeld gegen seine Idee Stimmung machen, ohne mit ihm gesprochen zu haben.

Herr Thunnissen, wie wird man Schlossbesitzer?

Peter Thunnissen: Es gab ein dreistufiges Verfahren, bei dem alle Bewerber zunächst vom Land auf Seriosität geprüft wurden. Am Ende habe ich aufgrund meines Nutzungskonzepts, aufgrund der guten Architektur und dem Höchstpreis den Zuschlag erhalten. Dafür stehe ich mit meinem Namen ein und werde das Schloss auch als Privatperson kaufen. Das gesamte Risiko liegt bei mir persönlich.  Ich bin jetzt 65 Jahre alt und dieses Projekt ist so etwas wie der Höhepunkt zum Ende meines Berufslebens. Ich bin glücklich darüber, den international renommierten Architekten David Chipperfield für das Projekt begeistern zu können. Er hat unter anderem die Berliner Museumsinsel und die Neue Nationalgalerie restauriert. Für sein Büro ist das Schloss Kalkum ein kleines Projekt. Die Idee, mit dem sanierten Schloss nachhaltig etwas an die Öffentlichkeit zurückzugeben, hat ihm gefallen.

Was müssen Sie für das Schloss bezahlen?

Thunnissen: Darüber wurde mit dem BLB Stillschweigen vereinbart, aber es ist ein hoher einstelliger Millionenbetrag. Der Vertrag mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW enthält zudem eine einjährige Rücktrittsklausel. So lange habe ich Zeit, um mit allen Ämtern, vor allen Dingen der Denkmalschutzbehörde und den Vertretern der Bezirksvertretung 5 mein Projekt abzustimmen. Danach entscheidet der Rat der Stadt Düsseldorf über das Gesamtprojekt.

Es gab viele Ideen, wie man das Schloss hätte nutzen können, unter anderem als Hotel, Seniorenresidenz oder als Eigentumswohnungen. Wie kamen Sie auf die Idee einer Musikakademie?

Thunnissen: In Düsseldorf wird sehr viel für die darstellende Kunst getan. Ich selbst besuche Ausstellungen und kaufe auch beim Rundgang in der Kunstakademie Bilder von jungen Künstlern. Für die Musikstudenten gibt es jedoch einen enormen Nachholbedarf. Seit dem die Idee einer Musikakademie bekannt wurde, bekomme ich wöchentlich Anrufe von Musikschulen, die dringend neue Räume suchen. Auch melden sich einzelne Künstler, die Proberäume benötigen. Wünschen würde ich mir eine Atmosphäre, vergleichbar mit der Villa Massimo in Rom. Im Schloss Kalkum sollen Studenten wohnen und unterrichtet werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit von Aufführungen (Schlosskonzert) und kulturellen Veranstaltungen, so dass sich insgesamt eine künstlerische Atmosphäre entfaltet. Ein entsteht ein Ort, der inspirierend ist. Ich glaube, dies könnte im Schloss Kalkum funktionieren. Außerdem ist mit den vorhandenen Düsseldorfer Kulturinstituten, der Tonhalle, der Oper und der Robert-Schumann-Hochschule eine Kooperation vorgesehen.

Trägt sich ein solches Konzept oder wie wollen sie die Musikakademie finanzieren? Die Rede ist von einer Wohnbebauung auf den umgebenden Ackerflächen, daran gibt es aber auch Kritik...

Thunnissen: Nach Zuschlag durch den BLB habe ich mein Konzept zunächst den verschiedenen Fraktionen der Bezirksvertretung 5 vorgestellt und auch den Bürgerverein „Erhalt Schloss Kalkum“ besucht. Auch sonst gehe ich auf interessierte Menschen zu und erläutere ihnen, was ich vorhabe. Nach einer Zustimmung des Landtags zum Verkauf wird es im Schloss ein Workshop-Verfahren geben, bei dem die endgültige Planung entwickelt werden soll. Von meiner Seite ist vorgesehen, die Bebauung auf den Ackerflächen so zu gestalten, dass von verschiedenen Stellen Durchblicke auf den Schlosspark möglich sind. Die Gebäude sollen wie in einer Parklandschaft stehen, ohne Zäune und Abgrenzungen, so dass derzeitige Riegelwirkung, die durch die derzeitige Ackerfläche entsteht, aufgehoben wird.Wir wollen einige Einfamilienhäuser bauen und verkaufen, Die Geschosswohnungen sind zur Vermietung vorgesehen. Es werden jedoch keine Luxus-Wohnungen entstehen. Vorgesehen sind Mieten, die für die dort wohnenden Menschen tragbar sind.

Es gibt den Vorwurf, dass Sie vor allem an den Grundstücken interessiert sind. Können Sie das nachvollziehen?

Thunnissen: Sobald der Rat dem Gesamtkonzept zugestimmt hat, werden wir für die Sanierung des Schlosses und den Ausbau zur Musikakademie einen Bauantrag stellen. Wir wollen mit den Renovierungsarbeiten möglichst schnell beginnen und bereits im Jahr 2021 die Musikakademie eröffnen. Bis es zu einer Wohnbebauung auf den derzeitigen Ackerflächen kommt, werden mindestens noch drei Jahre vergehen. Die Behauptung einiger Anwohner, es würden ökologisch wertvolle Flächen zerstört, ist schlichtweg falsch. Die Ackerflächen sind ökologisch nicht wertvoll, denn sie werden gepflügt, mit Gülle gedüngt und später mit Pestiziden, möglicherweise mit Glyphosat bespritzt. Auf derartigen Flächen haben Greifvögel, Hamster und Amphibien keinen Lebensraum. Die Flugblätter, die rund das Schloss aufgehängt wurden, beinhalten diverse Fehlinformationen.

Warum?

Thunnissen: Es beginnt bereits mit der Überschrift „Stadt plant Bebauung“. Die Planung stammt von mir bzw. meinen Architekten. Die Stadt entscheidet darüber, ob die Planung genehmigungsfähig ist. Außerdem wehre ich mich gegen die Behauptung einer regionalen Kungelei. Hierfür gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt, denn es handelt sich um ein offenes und transparentes Verfahren, von der Vergabe bis zur Baugenehmigung. Ich ärgere mich allerdings darüber, dass die Verfasser des Flugblatts anonym bleiben und sich nicht namentlich zu ihren teilweise falschen und haltlosen Behauptungen bekennen. Die Verfasser sollten sich – so wie ich – einer offenen Diskussion stellen.