Kindesmissbrauch Sechste Festnahme im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach

Köln/Aachen/Bergisch Gladbach · Die Ermittler stoßen auf immer mehr Männer, die in den mutmaßlichen Fall von Kindesmissbrauch in Bergisch Gladbach verwickelt sein sollen.

Symbolbild

Foto: picture alliance/Jens Kalaene/Jens Kalaene

Die Ermittlungen wegen schweren Missbrauchs von Kindern in Nordrhein-Westfalen weiten sich aus. „Hier geht es um schweren sexuellen Missbrauch von unschuldigen Opfern“, sagte Polizeipräsident Uwe Jacob am Mittwoch in Köln. Es seien zwei weitere Verdächtige festgenommen worden, einer in der Nacht in Krefeld, der andere in Aachen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam mitteilten. Derzeit werde geprüft, ob die nötigen Voraussetzungen für Haftbefehle vorlägen.

Bei weiteren Wohnungsdurchsuchungen sind mithilfe von speziellen Spürhunden außerdem weitere Datenträger sichergestellt worden. „Die Datenträger enthalten beweiserhebliches, kinderpornografisches Material“, sagte der Kölner Staatsanwalt Ulrich Bremer.

Nach ersten Durchsuchungen waren bereits vier Männer festgenommen worden, die ihre eigenen Kinder oder Stiefkinder sexuell missbraucht haben sollen. „Wie perfide die Taten im Einzelnen sind, zeigt sich daran, was wir sichergestellt haben“, sagte Polizeipräsident Jacob - darunter seien Sexspielzeug, Fesselwerkzeug und Liebesbriefe in Kinderhandschrift. In NRW sind den Ermittlern derzeit acht Opfer bekannt, im Alter von unter ein bis elf Jahren. Der mutmaßliche Täterkreis konzentriert sich bislang auf Nordrhein-Westfalen, lediglich einer der bislang Festgenommenen stammt aus Hessen.

Ihre Taten sollen die Männer in Fotos und Videos dokumentiert und über Handychats ausgetauscht haben - teilweise in Gruppen mit bis zu 1800 Mitgliedern. Es sei also zu befürchten, dass es weitere Opfer und Täter gebe, sagte Jacob. Ein einzelner Ermittler würde 100 Tage brauchen, um allein die Unmengen von Fotos, Videos und Chats auf dem Handy des Hauptverdächtigen auszuwerten.

Bei der Polizei ist daher nun eine Sonderkommission mit rund 130 Ermittlern damit beschäftigt, im Schichtdienst die Inhalte auszuwerten. „Man kann durchaus von einer Mammutaufgabe sprechen“, sagte Bremer. Solch ein Verfahren habe man in Köln noch nicht erlebt, ergänzte Jacob. Für NRW hat die Ermittlungsstelle „Cybercrime“ der Staatsanwaltschaft Köln nun zentral die Ermittlungen übernommen, nachdem zuvor mehrere Staatsanwaltschaften involviert waren.

„Durch überlegtes, methodisches und schnelles Vorgehen wurden hier wirklich monströse Verbrechen aufgedeckt“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur zu den laufenden Ermittlungen. „Wir müssen die Polizei nun ihre Arbeit machen lassen, wir sind hier noch nicht am Ende. Höchste Priorität hat nun - neben der weiteren Ermittlungsarbeit - der Schutz der Opfer.“

(dpa)