Leverkusen hilft gegen die Pandemie Bayer und Lanxess spenden Tabletten und Desinfektionsmittel
Leverkusen. · Das Medikament Chloroquin könnte gegen Covid-19 helfen.
Hoffnung in der Krise kommt aus Leverkusen. Mehrfach. Zum einen von Bayer beziehungsweise dem Wirkstoff Chloroquin. „Verschiedene Untersuchungen in Laboren und Kliniken liefern erste Hinweise darauf, dass Chloroquin zur Behandlung bei Covid-19-Patienten geeignet sein könnte“, sagt Bayer-Chef Werner Baumann und hat ein Großpaket für die Bundesregierung geschnürt. Der Konzern spendet acht Millionen Tabletten Chloroquin, die in den nächsten Tagen übergeben werden. Die Lieferung stammt von chinesischen Herstellern. China? Leverkusen? Wie passt das zusammen? Die Antwort liegt mehr als 80 Jahre zurück. Der Wirkstoff nämlich wurde von Bayer damals zur Prophylaxe und Behandlung von Malaria-Erkrankungen entwickelt.
Während der Sars-Pandemie 2002/2003 „zeigte sich in präklinischen Studien, dass das Medikament möglicherweise erfolgreich gegen Sars-Coronaviren eingesetzt werden könnte. Chinesische Wissenschaftler haben die antivirale Wirkung von Chloroquin seitdem systematisch weiter erforscht und kamen im Februar zum Schluss, dass Chloroquin auch gegen Sars-Cov-2-Viren, den Auslöser der aktuellen Corona-Pandemie, wirken könnte“, meldet der Konzern. „Sollten sich diese Erkenntnisse in weiteren Studien bestätigen, werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, durch Bereitstellung von Produktionskapazitäten für Chloroquin in Europa ausreichende Mengen des Medikaments herzustellen“, betont Baumann. Bayer werde das verschreibungspflichtige Mittel ausschließlich für das Gemeinwohl produzieren und in der Krise kostenlos an Regierungen abgeben. „Wir wollen damit, aber auch mit weiteren Spenden, mit dem Einsatz unserer Experten im Gesundheitswesen, mit Equipment und weiteren Maßnahmen schnell helfen.“ In den kommenden Wochen soll es „hinreichende Ergebnisse“ zu Chloroquin geben. Mehrere klinischen Studien, darunter bei der Weltgesundheitsorganisation WHO, laufen.
Der Preis für Desinfektionsmittel hat sich mehr als verzehnfacht
Zum Zweiten haben auch Mitarbeiter der Opladener Hubertus-Apotheke von Uwe Beenen quasi im Labor gestanden. „Wir haben von einer Langenfelder Firma als Spende ein Fass mit 220 Litern n-Propanol bekommen“, berichtet Beenen. Dies sei Grundsubstanz für Handdesinfektionsmittel: „Das haben wir nun hergestellt.“ Zum Abfüllen hat Beenen Zehn-Liter-Kanister besorgt. Die geben er und sein Team an Heime und Pflegedienste ab, mit denen die Apotheke Kontakte hat. Um zu zeigen, wie sich Preise durch Corona geändert haben, hat er gerechnet und im Internet verglichen: „Für die 220 Liter dieses Handdesinfektionsmittels hätte es vor Corona 600 bis 800 Euro gegeben. Aktuell sind es 6100 bis 11 000 Euro. Das macht mich sprachlos.“
Zum Dritten kommt Hoffnung von Lanxess: Der Spezialchemiekonzern spendet zehn Tonnen seines Desinfektionsmittels Virkon an Krankenhäuser, Behörden und öffentliche Einrichtungen in 13 Länder. „Das pulverförmige Produkt wird vor Ort in Wasser gelöst und reicht für eine Million Liter Desinfektionslösung. Damit lassen sich harte Oberflächen und Geräte, etwa in Krankenhäusern, desinfizieren“, sagt Anno Borkowsly vom Vorstand. In Deutschland geht die Spende für 100 000 Liter Desinfektionsmittel an die Corona-Stabsstelle des NRW-Gesundheitsministeriums und wird dann weiterverteilt. LH