Bilanz So schlimm war das Unwetter in NRW - Krefeld und Düsseldorf stark betroffen
Düsseldorf/Krefeld · Die zweite Nacht in Folge haben sich über NRW heftige Gewitter entladen. Dieses Mal traf es besonders den Niederrhein und das Ruhrgebiet. In der Spitze gingen mehr als 80 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit nieder.
Voll gelaufene Keller, überflutete Straßen, hochgedrückte Gullydeckel: Nach heftigen Regenfällen und Gewittern in der Nacht auf Mittwoch ist die Feuerwehr in Nordrhein-Westfalen nach Angaben des Innenministeriums bis in die frühen Morgenstunden zu rund 3000 unwetterbedingten Einsätzen ausgerückt. 5100 Kräfte von Feuerwehr und Technischen Hilfswerk waren im Einsatz. Besonders traf es Krefeld am Niederrhein - hier standen auch am Vormittag die Telefone der Leitstelle nicht still. Noch am Abend dauerte die Bewältigung der rund 1000 Unwetter-Einsatze an.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes waren an einigen Orten in NRW binnen weniger Stunden zwischen 70 und 80 Liter pro Quadratmeter niedergegangen. Das Gewitter hatte sich demnach in der Nacht auf einer Linie zwischen Mönchengladbach, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet entladen. Auch im Sauerland und in der Nordeifel und nahe Aachen brachten die Gewitter sehr heftige Regengüsse mit sich.
Allein in Krefeld gingen bis Mittwoch 3000 Anrufe bei der Leitstelle ein. Mehrere Menschen waren mit ihren Autos in Wassermassen steckengeblieben und benötigten die Hilfe der Feuerwehr. Aus der Kanalisation seien Wassermassen geschossen, berichtete Feuerwehrchef Andreas Klos. Noch am Mittwoch sei das Kanalnetz an vielen Stellen weiter überlastet gewesen. Es sei aber glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt worden.
An einem Gymnasium liefen im Souterrain so viele Räume voll Wasser, dass dort die verbleibenden drei Tage bis zu den Sommerferien kein Unterricht mehr stattfinden kann. Auch an einem Standort einer Förderschule fällt wegen eines Wasserschadens mindestens bis Donnerstag der Unterricht aus. Das Starkregenereignis habe eindringlich vor Augen geführt, „Klimapolitik ist auf allen kommunalen Ebenen dringend notwendig“, betonte Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) am Mittwoch.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf vermeldete mehr als 300 wetterbedingte Einsätze, in Dortmund wurden 365 Einsätze gezählt, in Essen 150. Ein Sprecher der Bochumer Feuerwehr sprach von über 190 Einsätzen bis zum Morgen. „Da war von fünf Zentimetern Wasser bis Wasser zur Kellerdecke alles dabei“, sagte der Sprecher am Morgen.
In Mönchengladbach rückte die Feuerwehr zu rund 250 Einsätzen aus. Zwischenzeitlich war befürchtet worden, die Niers könne über ihre Ufer treten. Die Pegel sind aber dann schnell wieder gefallen, so dass der herangekarrte Sand nicht mehr für den Hochwasserschutz benötigt wurde, wie es aus der Leitstelle hieß. Schon am früheren Abend hatte Starkregen in Herzogenrath, Alsdorf und Eschweiler sowie Düren bei Aachen Keller und Straßen überschwemmt.
Menschen kamen ersten Erkenntnissen nach nicht ernsthaft zu Schaden. Die Schäden in Kellern und an Gebäuden durch die Wassermassen dürften aber lokal durchaus erheblich sein. In Essen stürzte die Zwischendecke eines Discounters nach Feuerwehrangaben auf rund 30 Quadratmetern ein, weil sie voll Wasser gelaufen war. Auch in Krefeld hatten Teile eines Daches eines Küchenstudios den Wassermassen nicht standgehalten und waren eingestürzt.
In Mönchengladbach war Wasser in niedrig gelegene Räume eines Krankenhauses geflossen, so dass in der Nacht für kurze Zeit vorsorglich keine Notfall-Patienten aufgenommen wurden. In Düsseldorf kämpfte die Feuerwehr ebenfalls mit Wasser in einem Krankenhaus: Im Stadtteil Rath drohten die Serverräume und weitere Bereiche im Erdgeschoss des August-Krankenhauses vollzulaufen. Der Feuerwehr sei es aber zusammen mit der Haustechnik gelungen, den Keller leer zu pumpen, so dass es zu keiner eingeschränkten Patientenversorgung kam. Rund 50 000 Liter Wasser pumpte die Feuerwehr in der Nacht aus einer Schule in Düsseldorf.
Für die kommenden Tage hält der Deutsche Wetterdienst die Unwettergefahr in Nordrhein-Westfalen weitgehend für gebannt. Allenfalls im Siegerland sei am Mittwoch noch mit gewittrigen Schauern zu rechnen, sagte ein DWD-Meteorologe am Mittwoch. Es habe sich merklich auf unter 20 Grad Celsius abgekühlt und bleibe auch die kommenden Tage eher wechselhaft.