Prozess in Wuppertal Mit kochendem Wasser: Solinger (56) soll seine Frau schwer verbrüht haben
Solingen/Wuppertal · Am Landgericht Wuppertal startete am Freitag (27. Mai) der Prozess gegen einen 56-jährigen Solinger, dem besonders schwere Gewalt gegen seine inzwischen unter anderen Umständen verstorbene Ehefrau vorgeworfen wird.
Der Angeklagte soll ihr mit einem Faustschlag mehrere Knochen im Gesicht gebrochen und sie zusätzlich schwer verletzt haben, als er sie mit siedendem Wasser aus einem Kochtopf überschüttete. Die Frau wurde vier Tage später als Notfallpatientin in einer Spezialklinik aufgenommen.
Der Beschuldigte fordert eine Milderung der Strafe von zwei Jahren und acht Monaten Haft, die das Amtsgericht verhängt hat. Die Staatsanwaltschaft fordert eine schärfere Strafe. Auslöser des Geschehens vom Oktober 2020 in der Wohnung des damaligen Paars soll ein Streit ums Abendessen gewesen sein: Die Mahlzeit sei nach Meinung des Mannes nicht rechtzeitig fertig geworden.
Die Frau kann nicht mehr aussagen, nachdem sie 2021 im Alter von 48 Jahren und alkoholkrank ohne Zusammenhang zur Tat verstarb. Entscheidend im Prozess sind Aussagen von Angehörigen. Einem Polizisten hatten sie zuvor berichtet: Der Mann sei angetrunken von der Arbeit gekommen, sie habe Nudeln kochen wollen. Mit dem Wasser aus dem Topf habe er sie verbrüht. Laut Anklage brach ein Faustschlag der Frau die Kieferhöhle.
Den Angriff kommentierte der Solinger Amtsrichter in seinen Feststellungen als „völlig überzogen und brutal“. Der Angeklagte soll sich nach der Tat ins Wohnzimmer begeben haben, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Die Frau habe ihre verbrühten Stellen mit nassen Handtüchern gekühlt. Entdeckt wurden die Verletzungen von ihrem erwachsenen Sohn. Er sagte aus: „Sie hatte ein Halstuch um und war extrem geschminkt.“ Sie habe schon früher versucht, Gewalt des Mannes zu überspielen.
Nachdem er die Situation erkannt hatte, fuhr der Sohn mit der Mutter ins Städtische Klinikum. Von dort brachte ein Rettungswagen die Patientin in eine Fachklinik nach Köln. Als die Solinger Ärztin Fotos von den verkrusteten Wunden im Gesicht der Frau sah, sagte sie: „Ich erinnere mich. Sie hatte versucht, das mit Make-up zu kaschieren.“ Die Frau habe sich wohl aus Scham kaum zum Geschehen geäußert.
In Köln folgten eine Operation mit Hauttransplantation, dann Infektionen, eine Lungenentzündung und künstliches Koma. Der Sohn sagte aus, die Mutter sei nach der Entlassung zunächst zu ihm gezogen. Weil er ihr jeglichen Alkoholkonsum verbot, sei sie kurz darauf zum Angeklagten zurückgekehrt. Die Verhandlung wird am 9. Juni fortgesetzt.