Landwirtschaft Sonnenblumenöl aus Solingen: Landwirtin wagt Experiment
Solingen · Kathrin Limbach aus Solingen baut zum ersten Mal Sonnenblumen an. Das Öl will sie auf ihrem Hof verkaufen.
Wer in diesen Tagen bei einem Spaziergang den Höhmannsberg streift, kann sich an einem großen Sonnenblumenfeld erfreuen. Ein ganzer Schwarm Bienen krabbelt in den Blütenkörben herum und sammelt eifrig Nektar.
Auf 5000 Quadratmetern hat Landwirtin Kathrin Limbach in diesem Jahr erstmalig statt Weizen, Gerste oder Roggen die üppigen gelben Blüten mit dem dunklen Kern gepflanzt. „Ein Experiment“, sagt sie. „Angesichts der immer heißer und trockener werdenden Sommer, die in den letzten Jahren mit warmen Temperaturen bis in den Frühherbst reichten, wollen wir ausprobieren, ob sich für uns eine Öl-Ernte lohnt.“
Schließlich seien Sonnenblumenfelder eher in klimatisch anderen Regionen üblich als im Bergischen Land mit seinen bis dato immer eher feuchten Sommern.
Sonnenblumen sind mit Blick auf die Pflege genügsam
Bis jetzt sieht es gut aus: Die Stängel sind hoch, die Pflanzen kräftig und zwei kooperierende Imker haben Bienenvölker am Feldrand aufgestellt. Damit sei zum einen die Bestäubung gesichert und zum anderen die Überwinterung der Insekten, weil sie sich durch den Sonnenblumen-Nektar genügend Nahrungsvorrat zusammensammeln können, sagt Limbach, die sich gerne mit ihrer neunjährigen Tochter Klara fürs Foto in die Blütenpracht stellt.
Schöner Nebeneffekt der Bienenbeweidung: Es gibt auch Sonnenblumenhonig. Sonnenblumen seien tatsächlich recht genügsam, was die Pflege anginge, sagt Kathrin Limbach. „Natürlich mussten wir nach der Aussaat und der Keimung durch regelmäßiges Hacken sicherstellen, dass die Jungpflanzen durchkommen.“ Aber inzwischen könne das Unkraut problemlos geduldet werden, da die Sonnenblumen bereits so stabil seien, dass aufkommendes Gras nur wenig Wasser wegnimmt: „Das ist nicht der Rede wert.“ Für die Ernte werde man sich in diesem Jahr eine Maschine leihen und gepresst werde mit dem Equipment eines Landwirtskollegen. „Mal schauen, was da an Öl zusammenkommt, dann schauen wir, ob wir das tatsächlich dauerhaft bei uns etablieren“, sagt Kathrin Limbach, die aber guten Mutes ist angesichts des Klimawandels und knapper werdenden Öls aus Importen.
„Der nächste Schritt wäre dann, an die Vermarktung zu denken. Einstweilen wird das Öl eine Ware für den Hof-Verkauf sein, alles andere wird man sehen“, bleibt sie vorsichtig.
Wenn die Wetter-Rahmenbedingungen optimal bleiben, wird Ende September geerntet. Danach werden alle anfallenden Sonnenblumenkerne verwertet. „Für eine neue Aussaat wird neues Saatgut gekauft.“
Erst vor wenigen Wochen war Sonnenblumenöl in Supermärkten Mangelware. Die Krise hatte viel mit dem Ukraine-Krieg zu tun. Mehr als drei Viertel der Exporte weltweit kommen aus der Ukraine und Russland.
In Deutschland wird der Bedarf zu 94 Prozent über Importe gedeckt. Vor diesem Hintergrund und angesichts des Klimawandels könnte die lokale Herstellung von Sonnenblumenöl Sinn machen, ist Kathrin Limbach guten Mutens.