Tischtennis Boll steht bei TV-Abstimmung zur Wahl
Das ZDF sucht per Abstimmung Sportler, die die Jahre 2010 bis 2019 am nachhaltigsten geprägt haben. Dabei ist auch Borussias Ausnahmespieler.
Timo Boll ist schon lange eine Legende, ein Weltstar. Das hat er sich mit unendlich vielen Erfolgen in mehr als 20 Jahren an der Weltspitze erarbeitet. Sein Ruf als untadeliger, fairer Sportsmann, der immer wieder Entscheidungen zu seinen Ungunsten korrigiert, hat die Grenzen des Tischtennis bereits lange gesprengt. So wurde Boll in einer 50:50-Wertung von öffentlicher Online-Abstimmung und Wahl innerhalb der einheimischen Olympia-Mannschaft zum deutschen Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier des größten Sportfestes der Welt des Jahres 2016 in Rio de Janeiro gewählt. Gut, dass Boll mit der Kombination von Online-Voting und Fachjury Erfahrungen hat, denn genau durch so ein Verfahren will das ZDF die Sportlegenden des Jahrzehnt (2010 bis 2019) ermitteln. Bei den Herren stehen neben Boll auch noch Jan Fordeno (Triathlon), Fabian Hambüchen (Turnen), Robert Harting (Leichtathletik) und Dirk Nowitzki (Basketball) zur Wahl. Bis zum 8. November kann auf der Website des Zweiten öffentlich abgestimmt werden. Zeitgleich mit dem ZDF führen die Spitzensportverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) eine Umfrage unter Athleten durch. Das Ergebnis dieser Wahl fließt ebenfalls zu 50 Prozent mit ein. Die Sieger der Gesamtwertung werden bei der Gala „Sportler des Jahres“ am 20. Dezember in Baden-Baden bekannt gegeben. „Das ist eine Ehre für Timo Boll, zu den Top fünf Sportlegenden des letzten Jahrzehnts zu gehören“, meint Borussia-Manage Andreas Preuß. „Er hat sich diese Nominierung absolut verdient, durch seine sportlichen Erfolge einerseits und seine unglaubliche Persönlichkeit andererseits.“
Zwei Bronzemedaillen mit
der Mannschaft gewonnen
Boll, der sich seit 13 Jahren das Trikot der Borussia überstreift, hat sich für den exklusiven Kandidatenkreis durch sportliche Erfolge in Serie qualifiziert. Unter anderem holte der Linkshänder zwei Mannschafts-Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen in Rio und London (2012), Bronze bei der Weltmeisterschaft 2011, drei World-Cup-Finalteilnahmen (2018, 2017, 2012), neun Europameistertitel (drei im Einzel, zwei im Doppel, drei mit der Mannschaft) und Siege bei den European Games 2019 (Einzel und Team). Durch seinen Einzelerfolg bei den European Games in Minsk erspielte sich der 39-Jährige als erster Deutscher überhaupt das persönliche Startrecht für die auf kommendes Jahr verschobenen Olympischen Spiele 2020. Seine sportliche Konstanz auf hohem Leistungsniveau brachten dem Borussen von Januar bis einschließlich März 2011 und im Januar 2018 Platz eins der Tischtennis-Weltrangliste ein. Als er im Alter von 37 Jahren zum dritten Mal die Nummer eins der Welt wurde, war Boll der älteste Weltranglistenerste der Tischtennisgeschichte.
Für den in Düsseldorf beheimateten erfolgreichsten europäischen Tischtennis-Verein war Boll maßgeblich an mehreren Deutschen Mannschaftsmeisterschaften, an Pokal- und Champions League-Siegen beteiligt. „Timo ist und war in all dieser Zeit wohl der erfolgreichste Spieler bei uns. Es gibt keinen, der in einem vergleichbaren Zeitraum so viele Spiele gewonnen hat – er ist einfach eine Bank“, sagt Preuß. „Zudem ist er das Gesicht des Tischtennissports in Deutschland und wir sind sehr froh und stolz, solch einen Weltstar bei uns in der Mannschaft zu haben.“ Dass Boll in China, dem Tischtennisland Nummer eins, einst als sportlicher Staatsfeind galt, weil er immer wieder die überragenden Chinesen bezwingen konnte und dennoch zum „sexiest man alive“, noch vor Fußballer David Beckham, gewählt wurde, darf bei der Entscheidungsfindung zur „Sportlegende des Jahrzehnts“ nicht einbezogen werden.