15 Anwärter auf die Königswürde
Hansi Heyra wird um 20.15 Uhr zum neuen Pfingstkönig.
Niedersprockhövel. 20.14 Uhr auf dem Gelände der Burgschützen: Hansi Heyra visiert über den Lauf des Kleinkalibergewehrs an, was von dem einstmals stolzen Adler noch übrig ist. Der sitzt auf einer etwa zehn Meter hohen Stange. Wer ihn abschießt, ist Pfingstkönig. Hansi Heyra nimmt den Druckpunkt, zieht ab, die Kugel ist raus.
Rückblick: 14.30 Uhr, der Adler ist noch ganz, mit Reichsapfel, Zepter, Krone und allem. Aus einer Weichholzplatte geschnitten, angemalt von Martin Kugel, dem 1. Vorsitzenden der Burgschützen. Sonne und Schauer wechseln sich ab; gut, dass die Schützen Pavillons aufgebaut haben. Auf einem Grill brutzeln Würstchen, im Schützenhaus ist das Kuchenbüfett aufgebaut.
Sportleiterin Corinna Patock hat die Aufgabe der Schießleiterin übernommen. In eine Kladde trägt sie ein, wer sich zum Königsschießen meldet. Rund 15 Schützen treten an. Insgesamt haben die Burgschützen 40 Mitglieder. „Neue Mitglieder zu finden, ist nicht leicht“, sagt Martin Kugel. „Besonders beim Nachwuchs. Viele Jugendliche wollen nicht mit einem Schützenverein in Verbindung gebracht werden.“
Dabei sei zum Beispiel allein schon das Konzentrationstraining eine wertvolle Übung. Martin Kugel: „Wir hatten auch schon Jugendliche, denen das richtig was bei den Hausaufgaben gebracht hat.“
Nach und nach geht es dem Adler an die Pfänder. Das sind, in genau dieser Reihenfolge: Der Apfel (abgeschossen von Heiderose Heyra, der noch amtierenden Pfingstkönigin, mit dem 35. Schuss. Es ist 15.15 Uhr), das Zepter (Marion Kugel, 58. Schuss, 16.05 Uhr), linker Flügel (Corinna Patock, 54. Schuss, 17 Uhr), rechter Flügel (Willi Wesberg, 42. Schuss, 17.40 Uhr) und zuletzt die Krone, auf die nur Schützinnen anlegen dürfen (Marianne Kugel, 57. Schuss, 18.30 Uhr). Alles vermerkt in Patocks Kladde.
Inzwischen ist weiteres Publikum eingetroffen, Schützen aus befreundeten Vereinen. Alle jubeln, als Hansi Heyra schließlich mit dem 137. Schuss den Vogel von der Stange holt. Die Burgschützen haben einen neuen Pfingstkönig.
Gefeiert wird bis weit in die Nacht. Aber gegen 1 Uhr ist Schluss. Schließlich wird am nächsten Tag der Bürgerkönig ausgeschossen. Da darf dann jeder mitmachen, nicht nur Vereinsmitglieder. Davor muss aufgeräumt und der nächste Adler auf die Stange gesetzt werden.