Agenda-Pfad: Wie eine Reise in die Vergangenheit
Eine Wanderung zum historischen Hof Unterste Pöting.
Sprockhövel. Dass Wandern nicht nur des Müllers Lust ist, sondern auch die der Sprockhöveler, bewiesen am Samstag fast 30 Wanderfreunde, als sie unter der Leitung von Agenda-Mitarbeiter und Sprockhövel-Experten Erich Schultze-Gebhardt auf dem Agenda-Pfad bis zum historischen Hof Unterste Pöting wanderten. Gut eineinhalb Stunden marschierte die Gruppe auf dem kulturhistorischen Wanderweg, der die beiden Zentren der Stadt, Niedersprockhövel und Haßlinghausen, miteinander verbindet.
"Die Strecke wäre auch schneller zu bewältigen", erklärte Schultze-Gebhardt, "aber ich habe immer so viel zu erzählen." So erfuhren die Teilnehmer nicht nur, dass sie unterwegs an neun Kohleflözen und drei verlassenen Zechen vorbei kamen, sondern hörten auch die ein oder andere Anekdote aus der Sprockhöveler Vergangenheit. "Amüsant", beschrieb Hildegard Krämer die Wanderung, "unterhaltsam und informativ", ihre Freundin Annika Schubert.
Der uralte Fußweg ist mit einer Länge von etwa sechs Kilometern die kürzeste Verbindung der beiden Stadtteile. Er soll die Menschen zueinander führen und das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern. Vergangenen Samstag lockte aber weniger dieser Gedanke die Wanderer auf den Weg, als vielmehr das Ziel der Wanderung.
Familie Hassel, Besitzer des Hofs Unterste Pöting, lud anlässlich der abgeschlossenen Komplettrenovierung ihres aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gutshauses Freunde, Bekannte und ganz Sprockhövel zum Tag der offenen Tür auf ihren Hof ein. Im Jahr 1319 wurde der Hof Unterste Pöting erstmals urkundlich erwähnt. Knappe Siegbold von Brüggenei verkaufte Unterste Pöting gemeinsam mit den Höfen Scheven und Krefting an ein Kloster in Gevelsberg.
Seit 1992 sind Martin und Sabine Hassel Besitzer des Hofs. Seitdem wurde renoviert. "Ganz fertig wird man nie in einem Haus mit Vergangenheit", weiß der Hofherr. "Aber nun sind wir einmal durch das gesamte Haus und glauben, das Ergebnis kann sich sehen lassen." So ist es - das alte Gutshaus besitzt seinen ganz eigenen Charme.
Wer als Gast den Hof Unterste Pöting betritt, fühlt sich in ein anderes Jahrhundert versetzt. Mit viel Liebe zum Detail haben die Hassels die Räume hergerichtet und bewusst auf den alten Charme des Hauses gesetzt. Eine antike Truhe im Flur, ein Nähmaschinentischchen im Frühstücksraum oder ein altes Fenster, das zum Spiegel umfunktioniert wurde, erinnern an die bewegte Historie des Gutshauses.
Leider spielte das Wetter den Hassels beim Tag der offenen Tür einen Streich. Regen und Wind hielten viele Gäste fern. Wer hier war, fand jedoch ein abwechslungsreiches Angebot. Räucherfisch, heiße Eintöpfe und Reibekuchen - es wurde reichlich aufgetischt.
Außerdem standen die Besichtigung des zum Hof gehörenden Tierfriedhofs "Wolkenreise" und eine Hausführung auf dem Programm. "Jetzt wandern wir schon zum zweiten Mal heute", kommentierte Annika Schubert die Wanderung durch die fast 500 historischen Quadratmeter.