Aktion: Für das Gemeinwohl angepackt
Im Rahmen einer bundesweiten Initiative bauten die Sprockhöveler Pfadfinder einen Sinnespfad auf dem Spielplatz Steinklippe und strichen Zimmer im Altenheim.
Sprockhövel. Die Einen ernteten Kinderlachen, die Anderen den Applaus der Bewohner im Matthias-Claudius Haus - für die Pfadfinder von St.Josef und St.Januarius hatte sich ihre Beteiligung an der bundesweiten Aktion "Uns schickt der Himmel" schon gelohnt, als am Sonntag die letzte Schraube eingedreht und der letzte Pinselstrich getan war.
Keine Minute zu früh brachten Martina Berretz und ihre elf Mitstreiter - allesamt Gruppenleiter der Stämme von St.Josef - am Sonntag um kurz vor 15 Uhr noch die Hinweisschilder für ihren "Sinnespfad" auf dem Spielplatz in der Steinklippe an. Für diese Zeit waren die Kinder aus der Nachbarschaft zum Eröffnungsfest geladen. "Es hat gerade gepasst", atmete die gelernte Vermessungstechnikerin, die alles durchgeplant hatte, auf. So mancher Hobbyhandwerker wischte sich noch den Schweiß von der Stirn und aus den müden Augen.
Nur 72 Stunden Zeit - das war die Vorgabe zur Erfüllung der Aufgabe, die dem Gemeinwohl dienen sollte. Der bundesweite Startschuss war am Donnerstag um 17.07 Uhr gefallen. "Weil viele von uns arbeiten müssen, konnten wir aber erst am Freitag um 16Uhr anfangen", berichtete Studentin Janine Jakobi.
Für die Truppe galt es danach erst einmal, zur Schaufel greifen und eine zehn Meter lange und ein Meter breite Fläche 30Zentimeter tief ausheben. Alles war mit dem Tiefbauamt abgesprochen, das bei der Suche nach einem geeigneten Ort für die Anlage half. "Eigentlich hätten wir die Aktion gerne am Radweg gestartet, aber da gibt es anders als auf einem städtischen Spielplatz keinen Versicherungsschutz für die Nutzer", erklärte Philipp Berretz. Daran scheiterte auch das ursprüngliche Vorhaben: Klettergriffe am Turm von St.Josef anzubringen.
Nach dem Ausschachten mussten zunächst zwei Tonnen Kies als Untergrund in der Grube verfestigt, danach fachmännisch ein Holzrahmen gezimmert und schließlich der Untergrund für die sechs Felder bereitet werden: Holzpflöcke, Bahnschotter, Sand, Pflaster, Rindenmulch und Beton. In dem verewigten sich am Ende die Hobbyhandwerker mit ihren Fußabdrücken.
Samstag war aber noch eine Nachtschicht bei Kunstlicht nötig, weil der Beton ausgegangen war (wie die übrigen Materialien von Geschäftsleuten, Handwerkern und Organisaionen gespendet). Nachschub musste erst aus Bochum herangeschafft worden. Dort arbeiteten Pfadfinder an einem ähnlichen Projekt und hatten Beton übrig. Der Kontakt zu ihnen bestand seit dem gemeinsamen Besuch des Weltkirchentags in Australien im vergangenen Jahr.
Eine Nachtschicht hatten auch die Pfadfinder von St.Januarius eingelegt. Der Aufenthaltsraum, den sie neben sieben Bewohner- und vier Personalzimmern strichen, sollte schließlich am nächsten Tag wieder genutzt werden.
"Toll, was die Jugendlichen hier geleistet haben, so schnell hätten wir das selbst nicht leisten können", lobte Heimleiterin Rita Mejsner die Pfadfinder in höchsten Tönen. Normal sei es schwierig, die Bewohner zu bewegen, für eine Nacht aus ihrem Zimmer aus- und bei einem Nachbarn einzuziehen. "Als sie von der Aktion der Jugendlichen hörten, haben sich aber viele gleich gemeldet", berichtet sie. Ein Sonderlob und Backwaren zur Stärkung gab es von Bürgermeister Klaus Walterscheid; "Das ist gelebte Solidarität, um Gemeinsinn zu demonstrieren. Das ist mindestens genauso wertvoll wie das, was die Pfadfinder geschaffen haben."