Von Scheven: Mit der Kugel zum Welterfolg
Der Familienbetrieb in Niedersprockhövel hat sich auf die Produktion von Kugelhähnen spezialisiert. Meist sind es Spezialanforderungen.
Die Firma von Scheven ist ein echtes Familienunternehmen. Nicht nur die Chefs sind in der dritten Generation dabei, auch die Mitarbeiter halten dem Betrieb die Treue: "Wir haben eine Handvoll Leute, deren Väter schon bei uns beschäftigt waren", erzählt Juniorchef Mathias Wullstein. Fluktuation gibt es kaum, betriebsbedingte Kündigungen ebenfalls nicht. "Wir haben schließlich eine große Verantwortung gegenüber den Leuten und ihren Familien." Firmengründer Rudolf von Scheven machte sich 1937 in Sprockhövel selbstständig. Anfangs reiste er als Handelsvertreter für Stahl und Stahlprodukte, zwei Jahre später kaufte er das Grundstück Wuppertaler Straße/ Brinkerstraße in Niedersprockhövel, wo sich der Betrieb heute noch befindet.
Im Erdgeschoss standen die Drehmaschinen, oben drüber wohnten die Arbeiter. Nach dem Krieg baute Rudolf von Scheven stetig weiter aus, Garage und Fabrikhallen entstanden. 1968 trat Volker Wullstein, Schwiegersohn des Gründers, in die Firma ein und übernahm 1988 nach dem plötzlichen Tod seines Schwiegervaters die Geschäftsführung. Seit fünf Jahren ist nun auch sein Sohn Mathias mit dabei. Dessen Sohn wiederum hat mit seinen 14 Monaten noch Zeit für die Berufsfindung.
Spezialgebiet der Firma sind Kugelhähne. "Der Vorteil der durchbohrten Kugel ist, dass der volle Durchgang zur Verfügung steht und man nicht lange schrauben muss", erklärt Mathias Wullstein. Rudolf von Scheven hatte damals lange experimentiert und schließlich die Lösung mit der Kugel gefunden: Mit nur einer 90-Grad-Drehung öffnet die durchbohrte Kugel den gesamten Rohrdurchmesser oder verschließt ihn komplett. Möglich wurde das Prinzip durch die Erfindung stabiler und flexibler Kunststoffe, die Kugel und Rohr abdichten. Heute produziert die Firma Kugelhähne mit Durchmessern von vier bis 300 Millimetern. Durchgeleitet werden alle Stoffe: Gase, Wasser, Öl oder sogar Feststoffe. "Für Wasserstrahlschneider fertigen wir Kugelhähne, die 2500 Bar Druck aushalten", erzählt Volker Wullstein.
Nur selten ordern die Kunden aus dem Standardsortiment; in den meisten Fällen entwickeln die Konstrukteure ausgehend von den vorhandenen Einzelteilen exakt an die Anforderungen angepasste Modelle. "Das geht nach dem Baukasten-Prinzip. Deshalb haben wir auch eine hohe Lagerhaltung", erklärt Mathias Wullstein. Schließlich läuft das Geschäft kurzfristig: Nur wenige Monate im Voraus gehen die Aufträge ein, die meisten Kunden möchten ihre Kugelhähne so schnell wie möglich bekommen. Große Erleichterung bietet dabei der Neubau. Nach langen Verhandlungen konnte die Firma 2004 an der Wuppertaler Straße direkt neben ihrer bisherigen Halle weitere 3000 Quadratmeter Bauland kaufen und baute einen repräsentativen Bürotrakt und eine große Halle. "Jetzt müssen wir endlich nicht mehr mit den Gabelstaplern über die Straße hin und her fahren", sind die Chefs erleichtert.
Lastwagen können nun ohne Wenden das Gelände passieren, der Materialfluss läuft optimal auf kurzen Wegen vom Rohling zum fertigen Kugelhahn. Stolz sind die Geschäftsführer auf ihre vollautomatischen Maschinen: Hier müssen die Arbeiter nur noch größere Mengen Ausgangsmaterial, etwa Eisenstangen, einlegen. Dann fräst die Maschine selbstständig Bohrungen und Gewinde hinein. Abends muss dann nur noch jemand kommen, um die Maschine abzuschalten. "Das ist unsere Antwort auf die Globalisierung - so können wir den Standort in Sprockhövel halten", sagt Wullstein. Wichtig ist die hohe Qualität der Kugelhähne. Denn eingebaut in größere Maschinen oder Leitungssysteme verursachen kleine Fehler schnell Katastrophen. Von der Rezession spürt der Betrieb bisher wenig. Nach einem absoluten Boom Ende 2008 liegen die Aufträge jetzt wieder im Normalbereich. Und dieses Jahr stehen turnusgemäß gleich zwei Messen an: diese Woche die Armaturen-Messe in Hannover und die Chemie-Messe Achima in Frankfurt. Reichlich Gelegenheit mit Kunden ins Gespräch zu kommen.