Viele Ladenhüter: Stadtbücherei verliert immer mehr Leser
Bilanz 2008: Leiter Roman Reinders führt die schlechten Zahlen auf den alten Buchbestand sowie Personalengpässe zurück und warnt vor einem Kaputtsparen.
Sprockhövel. Im dritten Jahr in Folge muss Stadtbücherei-Leiter Roman Reinders ernüchternde Zahlen nennen, wenn er am nächsten Montag im Kulturausschuss die Bilanz 2008 vorstellt. Um gut zehn Prozent auf nur noch 62000Medieneinheiten gingen die Ausleihen zurück. Vor zehn Jahren hatten sie noch bei 99000gelegen.
Während die Schulbücherei am Börgersbruch, die von der Stadtbücherei nur mit Medien versorgt wird, ihr Ausleihniveau sogar leicht auf 7000 Einheiten steigern konnte, gab es besonders an der Hauptstelle in Haßlinghausen einen regelrechten Einbruch um 14 Prozent. Niedersprockhövel nahm sich da mit einem Minus von knapp zehn Prozent fast noch bescheiden aus, hat trotz nur 20 Stunden Wochenöffnungszeit (Haßlinghausen 34), inzwischen fast das gleiche Ausleihniveau wie Haßlinghausen.
Dass von der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA), die alle Verwaltungsbereiche auf Einsparpotentiale untersucht und die Kosten mit anderen Städten verglichen hat, die Schließung einer Filiale ins Gespräche gebracht wurde, bringt Reinders auch vor diesem Hintergrund auf die Palme. "Bürger aus Niedersprockhövel würden dann lieber nach Hattingen statt nach Haßlinghausen fahren, die Ausleihzahlen weiter sinken und dann vielleicht Begründung für weitere Einsparungen liefern. "Eine Salami-Taktik", nennt das Reinders in einer schriftlichen Stellungnahme.
Dabei sieht er gerade in den vergleichsweise geringen Investitionen in eine Aktualisierung des Buchbestands, die auch der GPA-Bericht bestätigt, einen Grund dafür, dass die Bücherei immer mehr Leser verliert. Etwa die Hälfte der Ausleihen würden mit Büchern aus den vergangenen fünf Jahren erzielt, diese stellten jedoch weniger als die Hälfte des Bestandes dar. Viele der neuen Bücher seien zudem vom Förderverein angeschafft worden, der unschätzbare Dienste leiste. Diese Titel könnten allerdings nur bedingt das Kundeninteresse nach Neuerscheinungen befriedigen.
Auch personalmäßig sei die Grenze des Machbaren erreicht. Mit 2,5 Stellen 34 Stunden Wochenöffnungszeit zu erzielen, sei im Städtevergleich wohl einmalig, werde im GPA-Bericht aber gar nicht gewürdigt. Die geringe Personalausstattung habe 2008 dazu geführt, dass Ausfälle durch Krankheit nicht aufzufangen waren und mehr als 100 Stunden Öffnungszeit gestrichen werden mussten. Für Reinders ist das ein weiterer Grund für die schlechte Jahresbilanz.
Die dürfte im Kulturausschuss ebenso wie der GPA-Bericht für Diskussionsstoff sorgen. Bisher hatte sich die Politik allerdings klar zum zweiten Standort in Niedersprockhövel bekannt. Probeweise wurde dort sogar eine Samstagsöffnung eingeführt. Norbert Zirkel, Kulturbeauftragten der Stadt, nennt auch vor diesem Hintergrund eine mögliche Schließung "abwegig".