Überall lauern Gefahren für Rehe
Anfang Mai bringen Füchse, Hasen und Rehe ihren Nachwuchs zur Welt.
Sprockövel/Ennepe-Ruhr. Das schöne Wetter lockte am Wochenende viele Spaziergänger und Hundebesitzer in den Wald. Doch gerade jetzt ist besondere Rücksichtnahme geboten: Denn Anfang Mai werden Wald und Wiesen wieder zur Kinderstube: Füchse, Hasen und Rehe bringen ihre Jungen auf die Welt und sind deshalb besonders empfindlich gegenüber Störungen.
Erst recht, wenn es sich um hetzende Hunde handelt. "Gerade jetzt gilt es, wirklich nur auf den Wegen zu bleiben", mahnt Sprockhövels Revierförster Thomas Jansen. "Wer damit rechnet, dass sein Hund Wild aufstöbert und jagt, der darf ihn nicht von der Leine lassen", macht Peter Göß von der Unteren Jagdbehörde beim Kreis unmissverständlich klar.
Immer wieder komme es trotz der jährlichen Ermahnungen aber zu unerfreulichen Fällen. "Teilweise reagieren die Hundehalter auch noch patzig, wenn man sie auf ihr Fehlverhalten hinweist", sagt Gerhard Koch vom Hegering Sprockhövel. Die jeweiligen Jagdpächter eines Reviers sind in solchen Fällen zuständig, dürfen im Extremfall wildernde Hunde sogar abschießen.
Das hat es in Sprockhövel freilich noch nicht gegeben. Während der Bestand an Hasen in der Sprockhöveler Kulturlandschaft sehr gering ist, sind Rehe dagegen häufiger anzutreffen. Auch trächtige Ricken sind dieser Tage sehr gefährdet, weil sie schwerfälliger und unbeweglicher sind. Und deshalb sowohl in Jagdsituationen als auch beim Überqueren von Straßen nicht schnell genug reagieren können. Vorsicht an Straßen sei ohnehin geboten, weil derzeit viel Bewegung unter dem Rehwild sei, erläutert Jansen. Im Frühjahr werden nämlich die jungen Böcke von den Alttieren verjagt.
Jäger Gerhard Koch weiß allein aus den vergangenen zwei Wochen von acht Stück Fallwild - Rehe, die verendet gefunden werden. Darunter auch Tiere, denen das gedüngte Gras nicht bekommen ist.
Als vorteilhaft für trächtige Ricken habe sich erwiesen, dass die Landwirte in den vergangenen Jahren Anfang Mai das erste gemähte Gras längst eingebracht haben. Dadurch würden Kitze nach der Geburt seltener ins hohe Gras gesetzt und kämen auch kaum noch unter die Mähmaschine. Denn eine Flucht vor den Ungetümen verbietet den Kitzen ihr angeborener Schutzreflex, der vor der Entdeckung durch Fressfeinde schützt: Ducken und ruhig liegenbleiben.
Falls ein Landwirt sie beim Mähen entdeckt, rechtfertige das auch die absolute Ausnahme, Kitze anzufassen und fortzutragen. "Am besten die Hände mit Gras einreiben, damit das Kitz den menschlichen Geruch nicht annimmt", rät Gerhard Koch. Ansonsten gilt: Kitze liegenlassen, auch wenn keine Mutter in der Nähe zu sein scheint. Koch: "Wir hatten schon mal den besorgten Anruf, weil jemand über Stunden ein Kitz beobachtete und die Mutter es verlassen zu haben schien. Das ist ganz normal. Die Mutter bedeutet für das Kitz eine hohe Gefahr entdeckt zu werden, wenn sie ständig in seiner Nähe wäre."