Angler fischen nach Nachwuchs

Das Probeangeln des ASV Sprockhövel stößt auf geringe Resonanz. Mitglieder hoffen auf baldige Freigabe des Teichs in der Stefansbecke.

Foto: Simone Bahrmann

Sprockhövel. Nico Krüner ist in einem Alter, in dem junge Männer Pokémon fangen oder am Computer auf Verfolgungsjagd gehen. Doch der 21-jährige Gevelsberger setzt bewusst auf analoge Freizeitgestaltung. „Ich bin lieber draußen als an der Spielkonsole“, sagt der Jugendwart des Angler-Sportvereins (ASV) Sprockhövel und wirft einen Blick auf das Vereinsgewässer an der Kleinbeckstraße.

Seit 2009 ist der angehende Diplom-Finanzwirt in dem Verein Mitglied. „Ich bin von klein auf mit meinem Vater zum Angeln gegangen“, erzählt er. An diesem Samstag möchten er und drei weitere Vereinsmitglieder auch andere Kinder und Jugendliche von der Faszination des Angelsports überzeugen. Am Vereinsgewässer an der Kleinbeckstraße in Obersprockhövel haben sie zum Probeangeln eingeladen.

Die Resonanz ist allerdings überschaubar: Lediglich ein Junge kommt vorbei. „Der hat immerhin 15 Fische gefangen — in zwei Stunden, das war schon recht gut“, lobt Krüner. Da es sich um Rotaugen handelte, die noch dazu zu klein waren, wurden die Fisch vom Haken befreit und wieder ins Wasser geworfen.

Rund 100 Mitglieder hat der ASV Sprockhövel derzeit und davon sind etwa 20 im Alterssegment 25 Jahre und jünger. Das ist ganz ordentlich, aber da eben jeder Verein der Welt auf Nachwuchs angewiesen ist, suchen auch die Angler junge Mitglieder. Im vergangenen Jahr habe der Verein mit dem Probeangeln für Kinder und Jugendliche begonnen. „Das war heute unser viertes Mal“, sagt Krüner. Die jungen Besucher können die Angeln der Mitglieder nutzen, um selbst zu erleben, wie es ist, eine Angel auszuwerfen und dann auf den entscheidenden Moment zu warten, wenn sich der Schwimmer senkt, weil der Fisch angebissen hat.

Da an diesem Tag nicht allzu viele Neulinge vorbeischauen, haben die Vereinsmitglieder mehr Zeit, selbst die Köder auszuwerfen. Einer davon ist Lothar Mühlhoff aus Wuppertal, der zwei seiner Angeln in Position gebracht hat. Er steht am Ufer und wartet geduldig auf seinen Fang. „Wir wissen nie, was beißt. Das ist der Unterschied zwischen Jäger und Angler: Der Jäger sieht immer, was er vor der Flinte hat“, sagt er mit einem Schmunzeln. Und auch wenn er gerne Fisch ist, braucht er nicht unbedingt einen Fang, um Erholung zu finden. „Auch wenn ich nichts fange, bin ich nicht unzufrieden“, sagt er.

Mehrmals in der Woche kommt Hans-Joachim Witt aus Schwelm zum Angeln ans Vereinsgewässer. Ihn reizt nach eigenen Angaben vor allem der „Kampf mit dem Karpfen“. Seit zehn Jahren ist er Mitglied im ASV, vorher hat vor allem im Rhein-Herne-Kanal seine Rute ausgeworfen.

Noch bis Oktober dauert die Saison. Wobei der ASV Sprockhövel seit dem Frühjahr 2014 mit dem kapitalen Handicap leben muss und nur eines von zwei Vereinsgewässern nutzen kann. Bei dem Großbrand am Standort der WKW-Firmengruppe im Industriegebiet Stefansbecke 2 in Haßlinghausen floss kontaminiertes Löschwasser in das dortige, mehr als ein Hektar große Gewässer. Alle Fische verendeten. Derzeit ist der normalerweise als Regenrückhaltebecken genutzte Teich für die Angler noch gesperrt. „Wir hoffen aber, dass das Gewässer in den kommenden vier Wochen wieder freigegeben wird“, sagt der erste Vorsitzende Ulrich Neuhaus.

Dann werde auch die Stefansbecke wieder an den Teich angeschlossen. „Somit haben wir auch wieder einen besseren Wasseraustausch“, sagt der Vereinsvorsitzende. Dann könnten auch wieder Fische dort ausgesetzt werden, galt das Gewässer doch vor dem Vorfall als sehr artenreich und bot vor allem Fischarten wie Hecht, Zander, Aal, Karpfen und Schleie eine feuchte Heimat. Zudem findet sich in der Stefansbecke auch das ASV-Vereinsheim, wo sich die Mitglieder regelmäßig treffen.