Bei den Mundartfreunden geht es witzig zu

Der Heimat- und Gesichtsverein hatte zum 30. Plattdeutschen Abend eingeladen.

Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. „Alle Johre wie ‘er“ treffen sich die Freunde der südwestfälischen Mundart auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) am Freitag vor dem ersten Advent im Forum der Grundschule Börgersbruch in Niedersprockhövel. Dann steht nämlich der „plattdütsche Obend“ an — am vergangenen Freitag bereits zum 30. Mal. Und da bleibt kein Auge trocken und dank „Greinkoahl met Mettwoaß“ auch kein Magen leer.

Rund 160 Kenner der Sprockhöveler Mundart hatten sich versammelt in Vorfreude auf Verse und Prosa von Organisator Hans-Gert Burggräfe, den Damen Hilde Sirrenberg und Anita Stiepermann sowie Hanspeter Dabruck und Ernst-Otto Dressel. Anstelle des wegen dringender Amtsgeschäfte in seiner Eigenschaft als Kämmerer der Stadt Bielefeld verhinderten Vorsitzenden Rainer Kaschel begrüßte sein Stellvertreter Gerhard Koch die erwartungsfrohen Gäste im Forum. Wie immer ging ein stimmungsvolles Ständken voraus, und für das sorgten die Damen und Herren des gemischten Chors HarmoniEN.

Danach dominierten Wortwitz und gemeinsam gesungene Lieder, einfühlsam begleitet von Ernst-Ottmar Nölle. Wobei die Liedtexte aus der Feder des ehemaligen Schulmeisters Burggräfe stammen, der bekannte Volkslieder ins Plattdeutsche übersetzt hatte, was den alten Versen noch zusätzliche Würze verlieh.

Ein wahres Prachtstück natürlich das „Greinkoahllied“ nach der Melodie „Es war einmal ein treuer Husar“. Da wird minutiös geschildert, wie das deftige Gemüse im Garten heranreift, geerntet und dem Verzehr zugeführt wird. Und wenn man dann auch noch von „Mettwoaß, Rippenspeer und mähr“ singt, dann können die meisten es kaum noch abwarten, dass das Rollo zur Kantine hochgeht und die Feuerwehr diesmal nicht löscht, sondern „stillt“, nämlich den Hunger auf den rustikalen Hochgenuss.

Mit wohl gefülltem Magen lässt sich umso genussvoller zuhören, was Anita Stiepermann (81), eine ehemalige Bäuerin da so wieder in Reimform verfasst hat. Ein Gedicht pro Woche fabriziert die muntere Dame. „Man kann sich nicht hinsetzen und warten, dass einem etwas Lustiges einfällt. Das muss plötzlich kommen“, verrät die Vortragskünstlerin, die ihre Eingebungen aus dem prallen Leben gewinnt und Alltägliches witzig aufs Korn nimmt.

Stolze 91 Jahre ist Hilde Sirrenberg alt. Vom Ehrenvorsitzenden des HGV Sprockhövel, Ludger Haverkamp, galant auf die Bühne geleitet, trägt die Seniorin zum großen Teil mit unbewegter Miene „Stückskes“ vor, bei dem sich das Publikum vor Lachen biegt, wobei auch die jüngeren Zuhörer offensichtlich des Plattdeutschen mächtig sind und ihre Freude an den köstlichen „Spässkes“ hatten.

Steigerung der Lachsalven dann, als Hans-Gert Burggräfe „tum Utklang“ weiteres Heiteres aus der Witzecke zum Besten gab. Burggräfe sammelt nämlich im Laufe des Jahres besonders Originelles, überträgt es ins Sprockhöveler Idiom und strapaziert damit regelmäßig die Lachmuskeln seines Publikums, das dann zum Abschluss des Abends mit Begeisterung „Kän schöner Land“ schmettert.

Und weil man nach sitzender Beschäftigung und „Greinkoahl met Mettwoaß“ ein bisschen Bewegung braucht, waren auch ausreichend Hände zur Stelle, als es galt, die Tische abzuräumen und die Bühne abzubauen.