Bergmannstag erinnert an das Leben unter Tage
Die Ära des Bergbaus geht zu Ende, aber das Wissen um den traditionsreichen Beruf soll nicht verloren gehen.
Sprockhövel. Nach jahrhundertelanger Tradition geht in diesem Jahr die Ära des Bergbaus zu Ende. Aber nur, weil nicht mehr aktiv Kohle gefördert wird, heißt das nicht, dass man sich nicht mehr mit dem Thema beschäftigt. Der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier 2.0, auch Team Bergbauaktiv genannt, will den Bergbau wieder mehr in die Öffentlichkeit bringen. Deshalb durfte der Sprockhöveler Bergmannstag am Wochenende wieder aufleben.
Auch dieser Tag ist eine lange Tradition des Sprockhöveler Bergbaus. Im Jahr 1905 gab es den ersten Bergmannstag, der damals mit acht Leuten begann. Das entwickelte sich so weit, dass am Ende bis zu 200 Führungskräfte der großen Zechen sich in einer Kneipe trafen und sich Ratschläge gaben. „Wir haben eine Rechnung gefunden, die belegt, dass 1256 Pils bestellt wurden“, so Uwe Peise vom Förderverein. Allerdings gab es dann 1957 den vorerst letzten Bergmannstag, bis zu diesem Wochenende.
Zwar ist die Stilllegung des Bergbaus historisch kein Thema mehr für Sprockhövel, denn die Zeche Alte Hase wurde bereits 1969 stillgelegt. Doch die Auswirkungen bekommt der Verein dennoch mit: „Energie fällt nicht vom Himmel“, so Peise. Ihm sei bewusst, dass nicht immer nur fossile Ressourcen verbrannt werden können, aber es sei dennoch schade. Außerdem gehe es ja nicht nur um Energie: Viele Produkte des Alltags enthalten auch Kohle und die einzige Alternative dafür sei der Import von Kohle. Aber auch positive Seiten gibt es: „Im Moment kommen sehr viele Interviewanfragen. Das bringt uns Geld, aber auch Öffentlichkeit“, so Peise. Denn genau das sei das Ziel des Vereins: Bestimmt Aspekte des Bergbaus aufbereiten und der Öffentlichkeit präsentieren: „Viele wissen das gar nicht, was hier in der Stadt alles durch den Bergbau entstanden ist“, erklärt Peise. „Und ich sage immer: Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht bestimmen.“ Dafür seien dann Tage wie der Bergmannstag, der in Sprockhövel auf zwei Tage ausgeweitet wurde, nützlich.
„Heute sind wir um die 20 Leute in unserer Heimatstube: Von jung bis alt.“ Aber auch andere Interessierte melden sich und wollen teilnehmen. Umrahmt von Vorträgen über den Bergbau und vor allem über die Geschichte — der Verein beschäftigt sich vor allem mit der Historie vor 1900 — wurden die Zeche Alte Hase und der Stock- und Ehrenberger Erbstollen besichtigt.
Vor allem das war interessant für die Besucher, denn viele waren noch nie unter Tage: „Das ist vor allem ein Angebot für Leute, die keine Angst davor haben, auch mal dreckig zu werden“, so Peise. Natürlich geht es nicht so tief, wie früher die Arbeiter fuhren, sondern es blieb bei bis zu 100 Metern Tiefe. Neben den Vorträgen und Exkursionen konnten Besucher sich auch die Heimatstube ansehen: Viele Exponate stehen dort zur Ausstellung. Von Fotos über Karten bis hin zur Bergmannsausrüstung war vieles dabei. „Uns geht es vor allem darum, die Traditionen zu bewahren und in die Breite zu tragen“, so Peise. „Wir können aber nur einen Bruchteil der Themen abdecken, denn wenn man mit einem Thema anfängt, wird man in 100 Leben nicht fertig.“ Aber dennoch sei es dem Verein wichtig, die alten Stollen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: „Es gibt zwar einige Wanderwege, die an Stolleneingängen vorbeiführen, aber das ist immer noch was anderes, als es wirklich zu erleben.“