Erinnerungen an den Bergbau

Der Ruhrkohlebergbau ist Bestandteil der Sprockhöveler Geschichte. Nun wird ein weiterer ehemaliger Stollen freigelegt.

Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Männer und Frauen, die mit verschmierten Gesichtern und schmutziger Kleidung unter Tage Kohle fördern: Der Steinkohlebergbau hat eine lange Tradition im Ruhrgebiet. Doch die Geschichte des Bergbaus in der Region wird Ende des Jahres 2018 zu Ende gehen. Dann schließt mit Prosper Haniel in Bottrop die letzte noch aktive Zeche im Ruhrgebiet, was auch in Sprockhövel Erinnerungen weckt. Jahrhundertelang wurde hier ebenfalls Steinkohle gefördert. „Deshalb ist der Ruhrkohlebergbau auch wichtiger Bestandteil der Geschichte Sprockhövels, nicht umsonst bezeichnen wir uns gerne als Wiege des Ruhrkohlebergbaus“, sagt der ehemalige Bürgermeister und Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Klaus Walterscheid. Deshalb haben Hammer und Schlägel auch im Stadtwappen ihren Platz, versucht sein Verein, Relikte dieser Geschichte zu erhalten.

Schon im 16. Jahrhundert wurde in Sprockhövel Kohle gefördert, ergänzt Uwe Peise vom Förderverein bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier. Später wurden immer mehr Zechen gegründet. Neben vielen kleinen gab es mit der Haßlinghauser Hütte mit 180 Beschäftigten und der Zeche Alte Haase mit bis zu 1000 Beschäftigten auch zwei größtere. Drumherum bildete sich ein Netz aus Zulieferbetrieben. Hausherr, Hauhinco oder Düsterloh sorgten ebenfalls mit vielen hundert Beschäftigten für Arbeit in Sprockhövel.

Klaus Leyhe (87), ehemals treibende Kraft beim Förderverein bergbauhistorischer Städten in Sprockhövel ,war einer der Bergmänner, die unter anderem in der Zeche Alte Haase unter Tage schufteten. 1947 hatte er als Bergmann angefangen. „Wir hatten Hunger“, erinnert er sich an die Anfangszeit. Als „anstrengend und stressig“ erlebte er die Arbeit, auch wenn ihm Dunkelheit und Enge sowie der Schmutz nichts ausgemacht hätten, erinnert sich Leyhe. „Wir waren ja alle dreckig und eine Gemeinschaft — und nach der Dusche waren wir alle wieder sauber“, sagt er und ist froh, dass er seine Arbeitszeit ohne schwere Unfälle überstanden hat. Es sei eine „interessante Zeit“ gewesen, in der man sehr motiviert und eigenständig gearbeitet habe. Und schließlich habe man um die Zukunft des Bergbaus in Sprockhövel gekämpft. Doch es half nichts — 1969 wurde mit der Schließung der Zeche Alte Haase der aktive Bergbau in Sprockhövel beendet. Nachdem er fünf Wanderwege auf den Spuren der Kohle mitentwickelt hat, hat Klaus Leyhe mittlerweile mit dem Bergbau abgeschlossen. Das anstehende Ende des Ruhrkohlebergbaus macht ihm nichts mehr aus: „Das berührt mich wenig.“

Klaus Walterscheid macht es dagegen schon etwas „wehmütig“, auch wenn das Aus für die Kohle energiepolitisch außer Frage stehe. „Das Malochen der Bergleute hat hier früher das ganze Leben bestimmt“, sagt Walterscheid. Mittlerweile kenne die Jugend den Sprockhöveler Bergbau nur noch aus Berichten.

Damit die Geschichte präsent bleibt, engagiert sich Uwe Peise für den Erhalt und die Wiederherstellung bergbauhistorischer Orte in Sprockhövel. Mit dem Sprockhöveler Arbeitskreis des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier arbeitet er derzeit an der Restaurierung des Stock und Scherenberger Erbstollens, der südlich der Hiddinghauser Autobahnbrücke beginnt und entlang des Pleßbachs Richtung Wald führt. Über Facebook habe er einen Kreis von 14 Beteiligten gewonnen, zu denen auch einige junge Menschen gehören. Doch die ehrenamtliche Arbeit reiche eigentlich nicht aus, um genügend Erinnerungsorte wiederherzustellen und vor allem die Zeitzeugen zu befragen, solange sie noch leben. Da sei noch mehr Archivarbeit gefragt. Dabei ist der Bergbau ein wesentlicher Bestandteil der Stadtgeschichte und Identität Sprockhövels, sind sich die Engagierten einig.