Interview Winkelmann lobt Sprockhöveler für Disziplin

Sprockhövel · Interview Der Bürgermeister sieht die Stadt in der Corona-Krise gut aufgestellt.

Ulli Winkelmann lobt die große Hilfsbereitschaft.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Wie sieht die Situation in Sprockhövel aus?

Ulli Winkelmann: Bei uns in Sprockhövel ist es so, dass die Maßnahmen, auf die wir Acht geben, greifen. Die Hilfsbereitschaft der Leute untereinander ist groß. Wir vernetzen das auf unserer Homepage, damit die Jungen zum Beispiel einkaufen gehen und die Alten zuhause bleiben können. Meine Frau näht mit anderen Frauen aus der Kirchengemeinde gerade Mundschutze, weil die an allen Ecken und Enden fehlen. Die Notfall-Kita hat zum Beispiel welche bekommen, damit die Mitarbeiterinnen dort auch einen Mundschutz haben. Es ist ja unbestritten, dass es Sinn ergibt, einen zu tragen, um sich selbst zu schützen.

Wie ist die Stimmung in Sprockhövel? Gibt es Widerstand gegen die Maßnahmen?

Winkelmann: Von großartigem Widerstand habe ich nichts gehört. Die Situation ist halt so, wie sie ist. Normalerweise zeigt sich in solchen Krisenzeiten, wie gut eine Gesellschaft untereinander funktioniert und wie gut auch die Solidarität ist. Wir haben eine gut durchorganisierte Kleingesellschaft in Sprockhövel, hier sind viele organisiert in Vereinen. Allein aus dem Grund weiß man schon, wie man mit so einer Situation umzugehen hat, nämlich sich helfen. Das ist sehr schön festzustellen: Es gibt viele Hilfsangebote.

Es ist also ein Vorteil in der Krise, dass Sprockhövel eine ländliche Region ist?

Winkelmann: Ich habe das Gefühl, dass es uns hilft, dass die Leute – sofern sie einen Garten haben – auch immer noch so wie früher selbst etwas anbauen. Der Vorteil ist, dass man als Selbstversorger weiß, wie so etwas funktioniert.

Sind Hamsterkäufe in Sprockhövel ein Thema?

Winkelmann: Mir ist ein Fall bekannt. Bei einem Drogeriemarkt hat sich schon früh morgens eine Schlange gebildet, weil man damit rechnete, dass der Wagen mit dem Toilettenpapier kommt. Ansonsten funktioniert alles noch. Das liegt zum großen Teil auch daran, dass die diejenigen, die im Supermarkt arbeiten, nicht um 20 Uhr Feierabend machen, sondern bis um 23 Uhr die Regale auffüllen. Mein Dank gilt vielen Menschen in der Krise, auch ganz speziell denen, die alles am Laufen halten, dass es uns, die wir noch gesund sind, gut geht.

Wie geht es Ihnen mit der Situation? Sie stehen ja wahrscheinlich mit dem Thema Corona auf und gehen auch damit schlafen.

Winkelmann: Dazwischen führe ich viele Telefonate, unter anderem mit vielen ehemaligen Kollegen aus der Schule. Die tun mir so leid. Aber auch da hat die große Politik schlaue Entscheidungen getroffen, wie zum Beispiel die Termine für die Abiturprüfungen nach hinten zu schieben. Das ist vernünftig. Das Internet im Hau-Ruck-Verfahren anzuwenden, ist für viele Lehrer viel Arbeit. Ich bekomme aber viele positive Rückmeldungen der Eltern, wie gut das mit den Hausaufgaben klappt.

Hätten Sie sich das vorstellen können, dass es zum Ende Ihrer Amtszeit so eine Extremsituation geben würde?

Winkelmann: Natürlich nicht. Pandemie-Erfahrung haben wir alle nicht. Das ist eine neue Situation für uns alle. Ich bin bisher sehr zufrieden mit den Entscheidungen, die die Politik getroffen hat. Ich finde, die haben das sehr schlau gemacht. Nichts überhastetes. Das hat uns sehr geholfen bisher. In den Kommunen läuft ja auch das eigentliche Leben. Das haben wir in der Flüchtlingskrise festgestellt, als es am Anfang etwas drunter und drüber ging. Diejenigen, die es auf die Kette gekriegt haben, waren die kleinen Kommunen. Da schließt sich der Kreis: Das Angebot der Flüchtlingshilfe ist auch erweitert worden. Es gibt ganz viele junge Menschen, die für ältere einkaufen gehen, sie zum Arzt begleiten oder einfach mal zum Hörer greifen und längere Gespräche am Telefon führen. Das ist solidarisches Handeln.