Christian Seidler erforscht Ortsgeschichte
Besiedlung und Familienverhältnisse werden in neuem Buch dargestellt.
Sprockhövel. Es gilt als wichtigste Quelle der hiesigen Ortsgeschichte und der Familienforschung des 17. Jahrhunderts: das ältere Protokollbuch der Sprockhöveler Markengenossenschaft von 1634 bis 1664. Der Düsseldorfer Autor Christian F. Seidler legt jetzt eine vollständige Quellenedition des historischen Dokuments mit Abbildungen und Transkriptionen sämtlicher Protokollseiten vor. Das Werk erscheint in der Schriftenreihe des Heimat- und Geschichtsvereins und ist ab Freitag anlässlich des Stadtfestes erhältlich.
Eine Markengenossenschaft war ein historischer Siedlungsverband mit einer gemeinschaftlichen Wirtschafts- und Gerichtsordnung für die landwirtschaftlichen Nutzflächen, Bäche, Flüsse und Wald, die sich im gemeinsamen Besitz aller Mitglieder befanden. „Das war sozusagen eine Art Selbstverwaltung für Bauern. Dort wurde etwa Besitz verteilt oder die Nutzung von Brennholz geregelt“, sagt Seidler, der hauptberuflich Unternehmensberater ist und sich in seiner Freizeit mit Regionalgeschichte und Familienkunde befasst. Auch Strafgelder bei Verstößen gegen die Markenordnung wurden in dem Protokollbuch erfasst.
Laut den Recherchen waren in der Markengenossenschaft etwa 60 Familien beteiligt. „Viele der Namen, die sich in dem Protokollbuch finden, sind heute noch in unserem Wirtschaftsleben aktiv“, sagt Daniel Rasche, Vorstand der Sparkassenstiftung, die Seidlers Arbeit finanziell gefördert hat. Unterstützung habe er auch durch Stadtarchivarin Karin Hockamp erhalten, betont Seidler. Ein Höhepunkt des Buches ist den Angaben zufolge eine herausnehmbare Karte im Din-A2-Format. Damit liege erstmals eine aktuelle topographische Karte vor, anhand der die Besiedlung in Niedersprockhövel nachvollzogen werden könne. Möglich wurde dies, weil Seidler die allermeisten der im Protokollbuch genannten Höfe und Kotten lokalisieren konnte.