Corona „Wir werden improvisieren müssen“
Sprockhövel. · Die Corona-Schutzvorgaben des Landes stellen Sprockhövels Schulen vor eine Herausforderung.
Seit Beginn der Woche haben die Schulen in Nordrhein-Westfalen Informationen, unter welchen Voraussetzungen sie das neue Schuljahr gestalten sollen. Eine 21 Seiten lange Anweisung schickte das NRW-Schulministerium an alle Schulen. Viele Schulleiter fühlen sich durch diese späte Information unter Druck gesetzt. „Die Menge der Risikopersonen, die keinen Unterricht halten können, ist uns noch nicht in Gänze bekannt. Die Anweisungen des Ministeriums kamen für diese Abfrage einfach zu spät“, bemängelt etwa Christoph Uessem, Schulleiter der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule. „Wir bereiten uns so gut es geht vor, wir werden aber angesichts des Lehrermangels stark improvisieren müssen.“
Manche Vorgaben entsprechen weitgehend denen von vor den Ferien und sind deshalb schon eingeübt. In Grundschulen etwa müssen die Schüler auf dem gesamten Schulgelände einen Mund-Nase-Schutz tragen, an ihrem Platz im Klassenraum aber nicht. Allerdings müssen die Kinder nun auch während des Tobens in der Pause auf dem Schulhof die Maske anbehalten, in der Offenen Ganztagsbetreuung jedoch nicht. Für die Schüler ist das schwer verständlich, warum sie vormittags die Maske aufsetzen müssen, nach dem Unterricht mit den gleichen Kameraden jedoch nicht.
Die Grundschule Haßlinghausen hat die aktuellen Vorgaben sofort auf ihre Homepage gestellt und dazu Informationsblätter des EN-Kreises in neun Sprachen. „Bitte geben Sie Ihrem Kind täglich mindestens zwei Mund-Nase-Bedeckungen sauber verpackt mit“, wünscht sich die Schule. Falls das Kind zu einer Risikogruppe gehört, entscheiden die Eltern, ob sie es in die Schule schicken. „Vor den Ferien gab es vereinzelt Kinder, die zu Hause geblieben sind“, sagt Schulleiter Benedikt Heufken. Schwierig sei es bei vorerkrankten Lehrerinnen. Denn auch in Sprockhövel sei der Lehrermangel in den letzten Jahren stärker geworden. „Das Pflichtgefühl der Kolleginnen ist sehr groß“, sagt Benedikt Heufken. Er versucht, seine Kolleginnen dadurch zu schützen, dass er besonders gefährdete wirklich nur in einer festen Lerngruppe einsetzt. Insgesamt sei das jedoch nicht immer durchzuhalten, insbesondere bei Fächern wie Englisch. Schwierig sei auch der Musikunterricht, da nicht gesungen werden darf. Der Sportunterricht soll auf dem Schulhof stattfinden.
Zwei Jahrgänge dürfen
gleichzeitig Pause machen
Die Pausen verbringen jeweils zwei Jahrgänge gleichzeitig auf dem großen Schulhof. Inzwischen sind die einzelnen Klassen auch nicht mehr räumlich getrennt, da nun alle Maske tragen müssen. „Wir können das nicht beliebig verschieben, sonst geraten wir in Schwierigkeiten mit den Anfangs- und Endzeiten und mit dem Schulbus“, erklärt der Schulleiter. Wie viele Kinder gleichzeitig im Schulbus sitzen, verantwortet das jeweilige Busunternehmen.
Was passiert, wenn aufgrund eines Corona-Falls einzelne Klassen oder die ganze Schule geschlossen werden müssen, weiß Benedikt Heufken noch nicht genau. Auch die Beschaffung von elektronischen Geräten für bedürftige Schüler stellt für ihn noch eine Herausforderung dar. „Da gibt es eine Förderrichtlinie dafür“, hat er gesehen. Die Lehrer sollen ebenfalls Dienstgeräte bekommen. Das alles jedoch sind Dinge, die auf das normale Arbeitspensum der Schulleiter obendrauf kommen. Wer die Geräte warten soll, ist bisher nicht geregelt.
Die Förderschule Geistige Entwicklung Hiddinghausen nimmt in ihrem Konzept auf ihre spezielle Schülerschaft Rücksicht. „Die Umsetzung der entsprechenden Hygienemaßnahmen (auch der Abstandregel) erfordert die kontinuierliche Begleitung und Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch das Lehrpersonal sowie die Inklusionskräfte vor Ort“, betont Schulleiterin Britta Hein. Sie hofft sehr, dass sie in den nächsten Monaten nicht wieder auf Homeschooling zurückgreifen muss und ist froh, dass nur wenige ihrer Lehrer zu einer Risikogruppe gehören.