Strecke führt durch Tunnel und soll regionale Radwegenetze verbinden Arbeiten am Radweg zwischen Schwelm und Gevelsberg sollen im Frühjahr starten
Gevelsberg/Schwelm. · Stefan Voigt hat vor etwa zwei Jahren der Deutschen Bahn den rund 750 Meter langen Schwelmer Tunnel abgekauft, der jetzt helfen soll, Nordbahntrasse und Ruhrtal-Radweg zu verbinden.
Auch wenn Stefan Voigt selbst kein Fahrrad fährt, so setzt er sich doch für die Ausweitung des regionalen Radwegenetzes ein. Der Inhaber eines Gartenbau- und Landschaftsbauunternehmens in Ennepetal hatte vor etwa zwei Jahren von der Deutschen Bahn den rund 750 Meter langen Schwelmer Tunnel gekauft. „Ich habe das Grundstück aus Naturschutzgründen erworben“, sagt er – und auch aus Interesse an der Höhlenforschung, bietet der Tunnel doch zahlreiche Zugänge zum Linderhauser Höhlensystem. Und dieser Tunnel soll nun zum Kernstück eines knapp drei Kilometer langen „Radweges unter dem Karst“ zwischen Schwelm und Gevelsberg werden. Fördermittel stehen für das Projekt bereits in Aussicht, die Kosten liegen nach derzeitigem Stand bei etwa 1,5 Millionen Euro.
Radwege soll Nordbahntrasse
und Ruhrtalradweg verbinden
Mit dem Radweg soll eine Verbindung zwischen dem Ruhrtalweg und der Nordbahntrasse geschaffen werden. Zudem soll die Maßnahme Bestandteil des Projekts „Radweg von Ruhr zu Wupper“ werden, das im Jahr 2027 als Teil der Internationalen Gartenausstellung (IGA) im Ruhrgebiet präsentiert wird. Im Juni 2018 hatte es zu dem Thema bereits ein Spitzengespräch im Gevelsberger Rathaus gegeben, auch die Radwegekommission der Stadt Schwelm hatte das Projekt befürwortet. Für die Umsetzung ist das Büro Ahlenberg Ingenieure in Herdecke zuständig, das bereits umfangreiche Erfahrung in solchen Vorhaben hat.
Die Strecke startet im südlichen Bereich an der Haßlinghauser Straße in Schwelm und geht dann in nordöstlicher Richtung bis zum Bahnhof Gevelsberg-West. Mit den eigentlichen Bauarbeiten sei „im Idealfall“ im kommenden Frühjahr zu rechnen, teilt die Stadtverwaltung Schwelm auf Anfrage der WZ mit. Einzelne Teilbereiche des Streckenverlaufs seien bereits freigeschnitten, zudem dauerten einzelne Stellungnahmen von Gutachtern momentan noch an. Dazu gehören unter anderem Untersuchungen zum Baumbestand und mögliche Nistplätze von Fledermäusen auf der Strecke und in dem Tunnel. Derzeit liege die Ausführungsplanung „in den letzten Zügen“, die Planung könne „bald abgeschlossen werden“.
Dass die Planungen bislang ohne größere Hindernisse abliefen, hängt auch damit zusammen, dass die Grundstücksbesitzer entlang der Trasse mitspielen. So erlaubt neben Voigt auch ein Schwelmer Schrottgroßhandel, dass auf seinem Grundstück ein Teil des Radweges gebaut wird. Über eine Strecke von etwa 200 Metern verläuft der Radweg über den Schrottplatz. Etwa an der Stadtgrenze zu Gevelsberg endet dann das Grundstück von Voigt, ab dort verläuft die ehemalige Bahntrasse neben einem S-Bahn-Gleis und auf dem Gelände der Deutschen Bahn. Dieses Grundstück muss noch von der Bahn gekauft werden.
Etwa drei Meter breit soll die geteerte Trasse für die Radfahrer werden. Die Zugänge vom Tunnel zu den Höhlen sollen nach Angaben von Voigt mit Stahltüren geschlossen werden, in denen Einflugschlitze für Fledermäuse ebenso wie Schlitze für Amphibien vorgesehen sind. Die Nutzung des Tunnels sei ein Erlebnis, erfolge aber „auf eigene Gefahr“, betont der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle.
Mit der Erschließung der ehemaligen Bahntrasse soll die Strecke für den Fremdenverkehr genutzt und zugleich aus Sicht des Umweltschutzes bewahrt werden. So wurden Voigt im Rahmen des Förderprojekts „Geopark Ruhrgebiet“ 80 000 Euro zur Verfügung gestellt, mit denen Arbeiten zur Entholzung von Felswänden und der Anpflanzung von Bäumen finanziert wurden. Für die Arbeiten an der Trasse veranschlagt der Unternehmer und Höhlenforscher einen Zeitraum von etwa zwei Jahren.