Verkehr Langerfeldtrasse: Höhlenforscher kaufen den Tunnel für Neue Ufer
Ein wichtiger Schritt für das Projekt: Die Stadt wäre damit aus der Verantwortung heraus. Verein um Dajana Meier vermisst Engagement im Rathaus.
Der Arbeitskreis Kluterthöhle will den Bahntunnel Leibusch von der Deutschen Bahn für den Wuppertaler Verein Neue Ufer kaufen. Genauer die dritte Tunnelröhre, die für das Projekt Langerfeldtrasse notwendig ist. Es wäre ein großer Schritt zur Realisierung: Die Stadt weigerte sich, vorab gegenüber der Bahn eine Zusage zu geben, später die Verkehrssicherungspflicht zu übernehmen - also so lange, bis Neue Ufer mit dem Bau des Rad- und Wanderweges beginnen kann. Eine Haltung der Verwaltung, die, so Vereinsvorsitzende Dajana Meier, das ganze Projekt gefährde.
Wenn nun der Arbeitskreis um den Vorsitzenden Stefan Voigt den Tunnel erwerben würde, wäre die Stadt aus der Verantwortung. Was auf der einen Seite Meier freut, auf der anderen aber spart sie nicht mit Kritik. Obwohl Voigt und Neue Ufer schon vor rund sechs Wochen erste Anfragen ans Rathaus gestellt hätten, habe man erst in dieser Woche wirklich Antwort bekommen. Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht und muss darauf gegenüber der Bahn verzichten.
Dabei drängt schon die Zeit. Der Konzern will bekanntlich seine Strecke modernisieren und mit dem Abraum aus den beiden anderen Röhren, von denen aktuell nur eine für die S 7 von Oberbarmen nach Remscheid in Betrieb ist und die nun zusammengelegt werden sollen, die dritte Röhre verfüllen. Das Planfeststellungsverfahren ist bereits eingeleitet.
Um das zu verhindern, hätte die Stadt frühzeitig dem Konzern signalisieren müssen, nach Abschluss der Arbeiten, die mehrere Jahre dauern werden, den Tunnel zu übernehmen. Wenn überhaupt, nur für eine kurze Zeit, so Meier. Denn sobald die Bahn mit ihren Arbeiten fertig wäre, will der Verein - eine Förderung vom Land vorausgesetzt - eigentlich mit seinem Umbau loslegen. Dass die kommt, davon geht Meier aus. Das Ministerium habe schon mehrfach eine grundsätzliche Förderwürdigkeit der Langerfeldtrasse bescheinigt. Die Stadt wollte hingegen eine feste „Vorab-Zusage“ des Landes - die es bislang aber nicht gegeben hat.
Bahn plant noch mit dem verfüllten Tunnel
Die Bahn habe sich immer kooperativ gezeigt, so die Vereinsvorsitzende. Im Idealfall würde die DB praktisch eine „Trasse im Rohbau“ übergeben. Denn das nicht für die Verfüllung benötigte Material würde dann für die Erstellung von Rampen verwendet.
Sauer ist Meier aber auch darüber, dass die Wuppertaler Verwaltung bis heute nicht dargelegt hat, um welche Unterhalts- und Sicherungskosten es geht, vor denen Kämmerer Johannes Slawig gewarnt hat, sollte es mit der Förderung nicht oder erst später klappen, der Tunnel erstmal in Besitz der Stadt übergehen - trotz mehrfacher Nachfrage des Vereins, der Bezirksvertretung, aber auch der WZ.
Dass Stefan Voigt nun einspringt, „ist ein Glücksfall“, freut sich Meier. Mit dem gebürtigen Schwelmer hat sich der Verein einen Profi ins Boot geholt. Im EN-Kreis hat der Gartenlandschaftsbauer, der 2018 das Bundesverdienstkreuz für seinen Einsatz für die Höhlenforschung und den Naturschutz erhalten hatte, bereits den Schwelmer Tunnel gekauft. „Es war eine ähnliche Situation wie in Wuppertal: Die Kommunen dort wollten ihn nicht.“ Das „böse Wort mit V“, so Voigt, sei der Grund gewesen. Man habe die Verantwortung gescheut. Voigt hingegen sah die Chance, über den Tunnel etwas für den Naturschutz zu tun, außerdem in Höhlen dort forschen zu können.
Summen will er nicht nennen. Die Bahn sei damals beim Kaufpreis „aber sehr entgegen gekommen“. Darauf hofft er auch jetzt. Schließlich dürfte auch der Bahn daran gelegen sein, das Bauwerk loszuwerden, sogar noch mit Ertrag.
Offiziell will Voigts Firma in Ennepetal den Tunnel für den Arbeitskreis erwerben. „Und wir wiederum für Neue Ufer.“ Dass durch den Tunnel in Langerfeld - wie übrigens auch durch den Schwelmer - ein Radweg verlaufen soll, „unterstütze ich natürlich“, sagt Voigt und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Ich selbst fahre gar kein Fahrrad.“
Bis der Kauf vollzogen ist, müssen aber noch einige Details geklärt werden. „Es ist kurzfristig ein Gesprächstermin mit der DB einberaumt worden“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Meier gegenüber habe das OB-Büro bereits erklärt, schnell auf das städtische Vorkaufsrecht verzichten zu wollen, so die Vereinsvorsitzende. Dann wäre ein Verkauf von Immobilien der Deutschen Bahn prinzipiell an jede Privatperson und damit auch an jeden Verein möglich, so ein Bahnsprecher auf WZ-Anfrage.
Das Planfeststellungsverfahren könne, solange es nicht zu Bauverzögerungen kommt, noch geändert und angepasst werden. Eventuell entstehende Mehrkosten werden vom Käufer des Objekts getragen. „Zu der Höhe eines möglichen Verkaufspreises wollen wir uns nicht äußern. Die DB rechnet mit dem Abschluss der Sanierung bis 2025.“ Dann würde, wenn es mit der Förderung klappt, Neue Ufer direkt mit dem Umbau loslegen.