Bahnverkehr im Kreis Viersen S 28-Verlängerung: FDP bringt neue Trasse ins Spiel
Kreis Viersen/Willich · Führt für die Regiobahn S28 doch ein Weg an Mönchengladbach vorbei bis nach Viersen? Die Willicher FDP fordert, das zu prüfen. Der Landrat hält die Idee für alles andere als zielführend.
. (hb/naf) Die Freidemokraten aus Willich wollen nicht länger auf Zustimmung aus Mönchengladbach warten: Sie fordern die Stadt Willich auf, für den möglichen Ausbau der S 28 eine Streckenführung ohne eine Tangente über Mönchengladbacher Gebiet zu prüfen. „Der große Nutzen dieser Bahntrasse wird von allen Verantwortlichen in Mönchengladbach völlig außer Acht gelassen“, kritisiert Angelika Baumbach von der Willicher FDP-Ratsfraktion. Andreas Coenen (CDU), Landrat des Kreises Viersen, betont hingegen: „An Mönchengladbach geht kein Weg vorbei.“ Er sei froh, dass der Kreis mit der Stadt jetzt ins Gespräch gekommen sei. „Ich hoffe, dass Mönchengladbach die Trasse bald auch für sich als Gewinn betrachtet.“
Jahrelang sperrte sich die Nachbarstadt bisher gegen eine Verlängerung der Regiobahn S 28 über Kaarst hinaus bis Viersen. Das Einverständnis der Gladbacher ist wichtig, weil ein kurzes Stück der Schienentrasse über Mönchengladbacher Stadtgebiet führen würde. Im Kreis Viersen wird eine Verlängerung der S 28 als Gewinn für die Bewohner von Viersen und Willich angesehen. Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners erklärte zuletzt in einem Interview unter anderem: „Es gibt ein Stück weit die Sorge, dass sich dann viele Menschen an Mönchengladbach vorbei bewegen. Wobei ich persönlich nicht glaube, dass es so dramatisch sein wird.“ Man müsse aber auch die Sorge einiger Anwohner im Bereich der Donk ernstnehmen. „Es geht darum, dass man beispielsweise beim Thema Lärmschutz die entsprechenden Voraussetzungen schafft.“
Höhere Kosten und Verzögerungen befürchtet
Die Idee der FDP Willich, die Trasse der S 28 um Mönchengladbach herumzuführen, sei ja nicht neu, betont jetzt Landrat Coenen. „Darüber haben wir schon vor drei Jahren diskutiert.“ Das jetzt nochmal aufzuwärmen, ändere nichts an der Tatsache: „Die geplante Trasse durch Mönchengladbach ist im aktuellen Regionalplan vorgesehen, das gilt auch eisenbahnrechtlich. Hingegen müssten wir für die Umgehung von Mönchengladbach bei null anfangen.“ In dem Fall müsse ein neues Verfahren zur Linienbestimmung eingeleitet werden, der Kreis müsse eine neue Machbarkeits- und Kosten-Nutzen-Studien erstellen lassen, erläutert Coenen. „Das wäre nicht nur extrem aufwändig und teuer. Es würde die Planungen auch extrem verzögern.“
Der Landrat sieht noch ein weiteres Problem: „Hinzu käme, dass wir bei einer neuen Streckenführung die Autobahn neu untertunneln müssten – wie lange das dauert und was es kostet, kann man sich ja ausmalen.“ Für die aktuelle Route seien hingegen bereits Unterführungen unter der A 52 eingerichtet.
Auch der Kreispolitiker und Eisenbahn-Experte Axel Witzke (CDU) aus Nettetal sieht für den Willicher FDP-Vorschlag keine Chance auf Verwirklichung. So ein Vorgehen würde das Vorhaben enorm verzögern, das planungsrechtliche Verfahren für eine neue Trasse würde Jahre dauern und sicher auch nicht reibungslos funktionieren.
Es helfe nicht, auf Mönchengladbach zu verzichten. Witzke versteht aber auch nicht die Befürchtungen der Politik in Mönchengladbach vor Bahnlärm, wenn man gleichzeitig den Lärm von der Autobahn hinnehme. „Diese Logik erschließt sich mir nicht“, sagt Witzke. Mönchengladbach partizipiere von der Streckenverlängerung, gerade wenn man den Flughafen weiter erschließen möchte.
Die Kostenbeteiligung für die Stadt Mönchengladbach werde nicht groß sein, der Nutzen umso größer, erklärt der Kreispolitiker. Es gab sogar das Angebot aus Willich, den Bahnhof in Neersen mit dem Zusatz MG-Neuwerk zu versehen. Die Kreispolitik warte auf einen neuen Stadtrat in Mönchengladbach. Allerdings habe auch die Regiobahn, die diese Strecke betreiben solle, momentan große Planungsprobleme mit der Verlängerung von Mettmann nach Wuppertal.