Wandern durch Viersen Ein viel zu unbekanntes Kleinod
Dülken. · Knutschbuchen, Hängebuchen, alte Landwehren — die wenigsten Bürger kennen den Dülkener Stadtgarten wirklich.
Der 55 Meter hohe Wasserturm in Dülken ist nicht nur ein Wahrzeichen, er ist auch der Ausgangspunkt für eine Tour durch den Dülkener Stadtgarten, die mehr als ein Spaziergang mit Spielplatzbesuch ist. Wobei es klassisch losgeht. Auf dem direkt neben dem Wasserturm liegenden Parkplatz kann das Auto abgestellt werden. Wer von dieser Seite aus den Stadtgarten betritt, steht vor der riesigen Festwiese. „Sie hatte einst viele Funktionen. Hier kamen die Bürger zum Picknicken hin. In unmittelbarer Nähe gab es ein Tanzlokal und so mancher flanierte über die Festwiese. Die Kinder bolzten und in kalten Wintern wurde die Wiese unter Wasser gesetzt und ergab so einen Platz zum Schlittschuhlaufen“, berichtet Günter Wessels vom Naturschutzbund Viersen.
Die Tour geht links entlang der Festwiese weiter. Der etwas in die Jahre gekommenen Grillstation folgen die gemauerten Blumenrabatten mit ihren Schmuckstauden, die zusammen mit den beiden Hängebuchen den eigentlichen Haupteingang des Parks bilden. Etliche alte Bäume verdeutlichen, dass der Stadtgarten mehr als 100 Jahre alt ist. Sein Ideengeber war 1912 Bürgermeister Kaspar Voß. Linker Hand blitzt immer wieder die Bebauung durch, dann kommt das erste bodendenkmaltechnische Monument, das viele allerdings einfach nur als Bodenwelle ansehen. Neben der Stele, die an die knapp 2000 Männer erinnert, die im Dezember 1944 von Roermond zu Fuß auf dem Weg in die Zwangsarbeit waren und eine Nacht in der ehemaligen Radrennbahn verbringen mussten, befindet sich ein Landwehrwall aus dem Jahre 1583. „Die Landwehr ging weiter bis zu den Schündelenhöfen“, weiß Wessels zu berichten.
Einzig die Böschung erinnert
noch an die Radrennbahn
Auch im Stadtgarten taucht sie erneut auf und zwar rechter Hand hinter den Tennisanlagen, die beidseitig des Weges liegen. Auf der linken Seite der Tennisaußenplätze lag seinerzeit zudem die Radrennbahn von Dülken. Heute erinnert nur noch die Böschung an die Rennbahn. Auch von der Bella-Vista-Anlage ist nicht mehr viel übrig geblieben. An dem Hügel, von dem die Parkbesucher einen Blick bis zu den Süchtelner Höhen hatten, befindet sich heute eine Kletterwand für Kinder. Der Ausblick wäre aufgrund der inzwischen groß gewordenen Bäume ohnehin nicht mehr zu genießen. Der Spielplatz mit Kletterwand und -gerüst ist nicht der einzige im Stadtgarten. Es gibt einen weiteren, der entlang der Wanderstrecke mit Wessels liegt und dessen Highlight eine lange Seilbahn ist. Zudem lockt eine mehr als 3,5 Kilometer lange Rundlaufstrecke mit Fitnessparcours im Stadtgarten, die den Weg der Tour immer wieder kreuzt.
Links taucht die Preyerheide auf: Eine große Grasfläche mit Insektenwand und einigen exotischen Bäumen. Wo linker Hand ein blaues Sportgerät vom Fitnessparcours steht, geht es in den rechts abbiegenden Weg hinein. Wer zunächst aber noch geradeaus schaut und sich ein wenig duckt, blickt unter den Baumkronen auf die Süchtelner Höhen. Einmal abgebogen, verändert sich der Baumbestand, wird dichter und älter. „Wir haben hier einen typischen Buchenniederwald. Es ist ein historischer Wald“, erklärt Wessels. Reste von alten Kopfbuchen tauchen auf. Sie sind ein Zeichen für eine frühere Beweidung unter den Bäumen. Absenker von Buchen zeigen, dass in dieser Ecke auch das Lemmen betrieben wurde. Etwas besonderes sind die Knutschbuchen. Die früher auf Stock gesetzten Buchen sind, nachdem sie nicht mehr geschnitten wurden, mehrstämmig in die Höhe gewachsen. Wo die einzelnen Stämme eines Baumes im Laufe der Zeit zusammengekommen sind, wuchsen sie an diesen Scheuerstellen zusammen, was für urige Verwachsungen innerhalb eines Baumes sorgt.
Ein seltener Anblick. Im hinteren Teil des Stadtgartens, der nahezu fließend in die Süchtelner Höhen übergeht, gibt es sie. Kurz vor der Autobahn geht der Weg rechts ab. Die Viersener Landwehr links und die Dülkener Landwehr rechts liegend geht es zum Ausgangspunkt zurück.