Kein Zugang ohne Internet Ältere Badegäste sitzen auf dem Trocknen

Viersen. · Kunden können die Tickets für das Bad Ransberg in Viersen derzeit corona-bedingt nur online buchen und bezahlen. Wer das nicht kann oder möchte, muss draußen bleiben. Das sorgt für Unmut bei langjährigen Bädernutzern.

 Christa Ey (l.) und Sonja Tillmann würden gerne endlich wieder in Viersen schwimmen gehen. Doch ohne E-Ticket dürfen sie bis auf Weiteres nicht ins Bad Ransberg, das Stadtbad ist noch geschlossen.

Christa Ey (l.) und Sonja Tillmann würden gerne endlich wieder in Viersen schwimmen gehen. Doch ohne E-Ticket dürfen sie bis auf Weiteres nicht ins Bad Ransberg, das Stadtbad ist noch geschlossen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Der Bäderbetreiber NEW bietet wegen der Corona-Pandemie aktuell nur E-Tickets für seine Kunden an. Wer zum Beispiel für das Bad Ransberg in Viersen-Dülken eine Ticket kaufen möchte, muss sich online registrieren, persönliche Daten eingeben und online bezahlen. Vor allem für ältere Kunden, die kein Internet nutzen, sich damit nicht so gut auskennen oder bisher noch nie Online-Bezahlmittel genutzt haben, ist das eine Herausforderung. Etwa für Sonja Tillmann. „Ich habe Diabetes. Weil mir Bewegung gut tut, gehe ich normalerweise dreimal in der Woche schwimmen“, erzählt die 79-Jährige. „Jetzt kann ich das nicht, weil ich kein Internet habe.“ Sie habe keine Kinder, die sie um Hilfe bitten könne, „und die Nachbarn möchte ich auch nicht belasten“. Die Viersenerin versteht nicht, warum die NEW derzeit keine Kassenschalter öffnet – und damit ist sie nicht alleine.

Seit dem 6. Juni ist das Bad Ransberg wieder geöffnet. Die NEW betreibt in Viersen auch das Stadtbad in Alt-Viersen, doch das bleibt vorerst zu: „Aufgrund der örtlichen Begebenheiten, können wir die Abstandsregelung und Hygienevorschriften der aktuellen Corona-Schutzverordnung nicht einhalten“, erklärt ein Unternehmenssprecher. Tillmann ist eigentlich Stadtbad-Kundin, ebenso wie Christa Ey aus Viersen-Süchteln. Beide Frauen haben sich unabhängig voneinander an unsere Redaktion gewandt. „Ich gehe sporadisch aus gesundheitlichen Gründen schwimmen, das hilft gegen meine Verspannungen“, erzählt die 70-Jährige. Anders als Tillmann hat sie sich im Online-Shop der NEW registriert, ihre persönlichen Daten eingegeben, dann wollte sie bezahlen – und musste feststellen, dass sie kein geeignetes Zahlungsmittel hat. „Von der Bank habe ich erfahren, dass ich da dann auch einen Account bräuchte. Noch einen Account anlegen, nur, um für ein paar Euro ein Schwimmbadticket kaufen zu können?“ Das war Ey dann doch zu viel.

NEW sieht keine Möglichkeit, Kassenschalter zu öffnen

Beide Frauen berichten, sie hätten sich an die NEW gewandt und erfolglos nach Alternativmöglichkeiten gefragt, und beide erzählen, andere in ihrem Bekanntenkreis kämen ebenfalls mit dem Ticketsystem nicht zurecht. Wie sie ist auch Tillmanns Nichte Barbara Huben verärgert. Weil sie selbst nicht online einkaufe, habe sie sich für ihre Mutter an die NEW gewandt, sagt die 50-Jährige. „Irgendwo bleibt die Gruppe der Menschen, die Jahrzehnte lang die Existenz von Unternehmen – wie übrigens auch Schwimmbädern – mitgetragen hat, auf der Strecke.“

Die NEW sieht derzeit keine Möglichkeit, Kassenschalter zu öffnen. „Unter anderem, um lange Warteschlangen vor und in den Bädern zu vermeiden, können Besucher momentan keine Tickets am Schalter kaufen“, sagt der NEW-Sprecher. „Diese Maßnahme dient dem Schutz der Mitarbeiter und der Kunden. Außerdem dürfen nur eine bestimmte Anzahl von Personen in die Bäder. Dies lässt sich über den Online-Shop am besten steuern.“

Ey würde sich wünschen, dass NEW-Stromkunden einfach mit ihren Kundendaten per Lastschriftverfahren die Bädertickets bezahlen können: „Aus Datenschutzgründen ist eine Übertragung der Kundendaten leider nicht möglich“, erklärt der Sprecher. Weil sich Ticketrabattierungen im Online-Shop nicht abbilden ließen, seien nun pauschal alle Preise um 20 bis 32,5 Prozent gesenkt worden. „Zusätzlich geben wir die Mehrwertsteuer-Senkung eins zu eins an den Kunden weiter.“

Christa Ey nützt das wenig. Sie hat für sich jetzt eine Alternative gefunden: „Ich fahre am Wochenende ins Nettebad nach Kaldenkirchen.“ Da gibt es die Eintrittskarten ausschließlich am Schalter.