Pandemie Wie Krefelds Barbiere unter den Corona-Auflagen leiden

Krefeld · Der Bart ist im Trend und so öffneten immer mehr Barbiere - auch in Krefeld. Doch die Pandemie ist für viele ein herber Rückschlag.

Barbier Özcan Cetin ist Inhaber des Gentlemans Barbershops an der Rheinstraße.

Foto: Andreas Bischof

Die Laune der Barbiere in Krefeld könnte besser sein. Nach den ganz harten Corona-Auflagen dürfen die Läden wieder öffnen. Doch so gut wie vor der Krise läuft das Geschäft lange nicht. Das ist ein Rückschlag. Schließlich waren die Läden in den vergangenen Jahren oft sehr erfolgreich – die Mode machte es möglich. Der Bart kam in den Trend. Und sehr viele Herren, die nach einem unrasierten Wochenende ein paar Stoppeln entdeckten, ließen einfach mal wachsen. Das Schönheitsideal: Zumindest aussehen wie ein kanadischer Holzfäller, wenn man um 17 Uhr das Büro verlässt.

Freilich benötigt der schöne Bart gute Pflege – für Barbiere brachte das einen Boom. Immer mehr solcher Geschäfte öffneten in Krefeld. Wie viele es genau sind, ist schwer zu sagen. Denn gewerberechtlich ist der Barbier nicht vom Friseur zu unterscheiden. Wer im Internet nach einem Barbier in Krefeld sucht, findet weit mehr als ein Dutzend Angebote. Doch wie geht es der Schönheitsbranche für Männer nun? Lange mussten die Barbiere wegen Corona schließen, dürften vor einigen Wochen dann wieder an die Haare und etwas später wieder an die Bärte. Kommen die Kunden zurück?

Durch das Visier sind
Details nicht zu erkennen

Christopher Pricken hat seinen Salon in Uerdingen seit mehr als fünf Jahren. Er sei einer der ersten Barbiere in der Stadt gewesen, inzwischen seien viele dazu gekommen. Das Geschäft nach der Zwangs-Schließung pendele sich langsam wieder ein, sagt er. Manche Kunden seien am Anfang noch nicht gekommen – vielleicht aus Angst. Auch wenn es sich bessert, läuft der Betrieb unter erschwerten Bedingungen. Pricken baute seinen Laden mit Plexiglasscheiben um. Zudem muss er die Termine genau koordinieren, damit auf keinen Fall zu viele Kunden kommen. „Das dauert länger. Zum selben Stundengehalt wie vor der Krise ist das nicht zu schaffen“, sagt Pricken. Trotz der Lockerungen sitze man auf einem Pulverfass. Man wisse ja nicht, ob noch ein Lockdown kommt.

Bei der Arbeit ist die Maske Pflicht. Daran gewöhne man sich. Doch gerade bei der Pflege der Bärte wünscht sich Pricken eine Erleichterung. Erst war diese bei der Öffnung der Friseure für ihn und seine Kollegen komplett verboten. Jetzt seien für den Barbier eine Maske mit besonders hohem Schutzstandard und ein zusätzliches Visier erforderlich, so Pricken. Schließlich kann der Kunde keinen Schutz tragen, wenn es an seinen Bart geht. Gerade das Visier stört Pricken. Durch die Scheibe könne man Details nicht so gut erkennen.

Osman Omer, genannt Ozzy, hat seinen Barber-Club am Ostwall erst vor anderthalb Jahren eröffnet. Corona traf ihn mitten in der Aufbauphase des Unternehmens. „Ich habe noch keine Rücklagen gebildet“, sagt Omer. Alles sei in die Entwicklung des eigenen Geschäfts geflossen. Dennoch ist er weiter von seinem Plan überzeugt. Nachdem Omer 14 Jahre für verschiedene Salons tätig war, wollte und will er seine eignen Ideen umsetzen: mehr Zeit für den Kunden und zusätzlich zur Bart- eine Gesichtspflege. Die müsse nämlich auch sein, sagt Omer. Das umfassende Angebot stoße auf Interesse. Dennoch hat sich mit der Krise manches verändert. Aus mehreren Gründen komme weniger Kundschaft, vermutet Omer. Einige Kunden hätten sich während der Schließung eine Haarschneide-Maschine bestellt und seien auf eine Kurzhaarfrisur gewechselt. Den Schnitt machen sie wie den Bart kurzerhand selbst.  Bei anderen fehle durch Kurzarbeit oder Jobverlust schlicht das Geld für den regelmäßigen Besuch beim Barbier, sagt Omer. Über jeden Kunden, der wiederkommt, freut er sich. Er wolle die Leute am liebstem umarmen, aber das gehe ja leider nicht.

Özcan Cetin ist Inhaber des Gentlemen‘s Barbershop an der Rheinstraße. Die Zeit seit der Wiedereröffnung sieht er zweigeteilt. Im Mai, direkt nach dem Start, seien viele Leute gekommen. Die Sehnsucht war groß. Mittlerweile sei es wieder ruhiger, so Cetin. Die Shisha-Cafés seien zu, Hochzeiten fänden nicht statt. „Normalerweise machen wir die Männer schön, wenn sie am Wochenende rausgehen“, sagt Cetin. Das fehlt weiterhin. So sei 30 bis 40 Prozent weniger los als vor der Krise. Wie seine Kollegen ist Cetin aber froh, dass er zumindest öffnen darf. Das soll auch so bleiben – am besten bald unter normalen Bedingungen. Daher hat Cetin einen Appell. Alle sollen sich an die Corona-Regeln halten. Denn: „Wir gewinnen nur zusammen.“