Die Rückkehr der Imker
Der Imkerverein Haßlinghausen bietet das erste Mal einen Lehrgang für angehende Imker an. Aus gutem Grund: Ohne aktive Förderung stirbt die Bienenzucht aus.
Sprockhövel. Die Idee ist aus der Verzweiflung geboren, denn die Imkerei droht auszusterben: Der Imkerverein Sprockhövel Haßlinghausen bildet seit diesem Jahr Imker-Nachwuchs aus, um seine Zunft zu erhalten. Mit Erfolg: „Wir waren selber von dem großen Zulauf überrascht“, so Daniel Adolph, Pressewart des Vereins. Und der Kurs sprengt die gängigen Klischees: Die Altersspanne umfasst 13- bis 65-Jährige, und die Frauen bilden sogar die Mehrheit des Kurses.
Das Bild des Imkers erlebt eine Veränderung in Sprockhövel. Seit Anfang des Jahres treffen sich die Neulinge einmal im Monat, um mehr über die Bienenhaltung zu lernen. Seitdem die Bienen im März aus ihrer Winterruhe erwacht sind, wird die Theorie praktisch am Bienenstock umgesetzt. Jetzt trafen sich die angehenden Imker am Vereinsbienenstand am Strandbad in Haßlinghausen.
Bei den ersten Treffen wurden die Bienenschwärme kontrolliert, und jeder Teilnehmer durfte sich einen Ableger des Bienenvolkes mit nach Hause nehmen, um seinen eigenen Stock zu gründen. Dies ist der erste aktive Schritt ins Imkerdasein. Die Kursteilnehmer standen dick eingepackt mit Handschuhen und Imkerhüten auf den Köpfen um die Bienenstöcke herum.
„Ich habe gehört, dass man irgendwann immun gegen die Stiche wird, nur leider ist der Prozess bei mir noch nicht eingetreten“, erzählt Daniel Adolph aus seinen Erfahrungen als Imker. Nicht-Experten raten die Anwärter, sich ruhig in der Nähe der Tiere zu verhalten. „Wenn sich die Biene nicht bedroht fühlt, dann sticht sie auch nicht“, heißt die Devise. „Beim Grillen im Sommer stören uns auch immer nur die Wespen, Bienen sind ganz ungefährlich, sie suchen nur Blüten auf“, erklärt Kirsten Buschmann, Teilnehmerin der Schulung.
Die Beweggründe der Kursteilnehmer, sich der Imkerei zu widmen, sind ganz unterschiedlich. Stefan Werner sieht in der Bienenhaltung einen Beitrag zum Naturschutz: „Unsere Nahrungskette ist bedroht, wenn es nicht mehr so viele Bienen gibt, die unsere Pflanzen bestäuben.“
Manfred Adolph, der Vater des Pressewartes, hingegen beäugte anfangs das neue Hobby seines Sohnes sehr skeptisch. „Nach einiger Zeit faszinierten mich jedoch die Tiere so sehr, dass ich mich bei diesem Kurs angemeldet habe.“ Lars Hammerbach (13) ist der jüngste Teilnehmer des Kurses und hat bereits schon drei eigene Stöcke, mit denen er 20 Kilogramm Honig produziert hat. „Unser Lars kennt schon jeden Kniff und ist aus vollem Herzen dabei“, sagt Daniel Adolph.
Als nächstes großes Highlight steht bei den Schülern die Rapshonig- und Ende Juni die Sommerblütenhonigernte an. Nach zehn Schulungstagen erhalten die dann ausgebildeten Imker ein Zertifikat und dürfen in Eigenarbeit Honig produzieren.
Für Daniel Adolph steht fest, dass der Verein auch wieder nächstes Jahr einen Kurs anbieten wird. „Der Nachwuchs ist sehr wichtig, sonst sterben die Imker aus — und damit auch unsere Bienen.“