Eine Ausstellung, die in andere Jahrhunderte entführt
Erich Schultze-Gebhardt präsentiert in seinem Garten Fundstücke, die einst den Arbeitsalltag prägten.
Schee. Wie eine Zeitreise fühlt es sich an, wenn man den Garten von Erich Schultze-Gebhardt betritt. Die Reise führt in das Jahr 1850 und rundherum entdeckt das Auge Dinge, die uns heute fremd erscheinen, die aber für die Menschen vor 160 Jahren zum Alltag gehörten.
Eine steinerne Wiesenwalze ist zu sehen, eckige Vorratsgefäße aus Sandstein oder eine Leiter aus Eichenholz. Allein: Damals handelte es sich um Gebrauchsgegenstände, die der täglichen Arbeit dienten und einen rein praktischen Nutzen hatten, heute schmiegen sie sich ins Grün des Gartens und werden dekorativ von Blumen umrankt.
Über viele Jahre hat Erich Schultze-Gebhardt die Kultur- und Naturgüter gesammelt, ab Sonntag zeigt er sie in einer Ausstellung unter freiem Himmel in seinem Garten. „Natürlich hätte ich all das auch in der Museumsscheune zeigen können, aber so wirkt es doch viel schöner“, sagt Schultze-Gebhar dt und weist auf mehrere Spülsteine, durch die heute Brunnenwasser plätschert.
„Diese Spülsteine stammen alle aus der Region“, sagt er. Direkt neben den Spülsteinen findet sich ein großes, hüfthohes Vorratsgefäß aus Sandstein. „Es ist aus einem Stück gefertigt und wurde für Bohnen oder Kraut genutzt“, erklärt Schultze-Gebhardt.
Sogar eine rötlicher Schriftzug mit der Jahresangabe 1848 ziert das Gefäß. Heute gibt es davon nur noch wenige, meist wurden sie beim Bau direkt in den Keller des Hauses gesetzt. „Und weil sie zu groß waren, um durch die Tür nach draußen transportiert zu werden, wurden sie entweder zerschlagen oder stehen heute noch dort“, sagt Schultze-Gebhardt.
Als die Autobahn 43 gebaut wurde und ein alter Hof freigelegt wurde, wurde jenes Vorratsgefäß, das heute seinen Garten ziert, mittels Hydraulik nach oben gehoben. „Das war mein Glück“, schmunzelt Gebhardt.
Zu jedem Ausstellungsstück weiß er eine kleine Geschichte zu erzählen, kann etwas zum früheren Gebrauch und seiner Herkunft berichten. Nicht immer erschließt sich dem Betrachter sofort, was er vor sich hat: Bei dem viereckigen Stein mit dem großen runden Loch in der Mitte handelt es sich beispielsweise um eine Manschette für ein Ofenrohr, hinter dem rechteckigen hölzernen Gestell an der Wand um den Rahmen der Stein-Ackerwalze.
Besonders stolz ist Schultze-Gebhardt auf eine Sturz-Pferdekarre, die imprägniert wurde, einen neuen Anstrich bekam und jetzt unter einem kleinen Vordach bestaunt werden kann. Es wirkt, als hätte sie schon immer dort gestanden und würde gleich hinter ein Pferd gespannt.