Wurde an dieser Stelle im Mittelalter Eisenerz abgebaut?
Was oft als Steinbruch bezeichnet wird, könnte die Spur einer frühen Eisengewinnung sein.
Sprockhövel. Beim flüchtigen Blick wirkt die Schneise unscheinbar, aber ihr gerader Verlauf macht deutlich, dass dort einmal Menschen Hand angelegt haben. Über eine Distanz von rund drei Kilometern, unterbrochen durch Ackerland, verläuft der Graben vom Weiler Am Bischof Richtung Schmalenberg.
Man habe ihm das Bodendenkmal als Steinbruch beschrieben, erzählt Klaus Leyhe vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier. Kernaufgabe des Vereins ist es, die derzeit fünf Wanderwege zu betreuen, die Stätten des historischen Bergbaus erschließen. Dabei hat sich Leyhe, der in in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, einige geologische Kenntnisse angeeignet. Dieses Wissen führte ihn zu einer ungewöhnlichen Theorie: Leyhe glaubt, dass in dem „Steinbruch“ in Wahrheit einmal Eisenerz abgebaut wurde.
Bis zu drei Meter tief ist die Rinne, der Leyhes Augenmerk gilt. Hätte es sich um einen Steinbruch gehandelt, so überlegt er, dann müssten auch Transportwege erkennbar sein. Auch die offenbar kleinteilige Arbeit an der Oberfläche, wo Verwitterung den Stein zerklüftet hat, macht ihn stutzig, denn auf diese Weise hätten keine nennenswerten Erträge erzielt werden können.
Die Gesteinsschichten seien identisch mit denen, die im 19. Jahrhundert Erzbasis der Henrichshütte bei Hattingen waren. Andernorts in der Region sei bereits nachgewiesen worden, dass an diesen meist dünnen Flözen sehr früh Eisenerz abgebaut und verhüttet wurde, nämlich zwischen 1000 und 1200 nach Christus.
In diese Zeit datiert Leyhe auch die Arbeiten an der Rinne, die eben kein Steinbruch gewesen sei. „Es war damals noch nicht möglich, das vorhandene Eisenkarbonat zu schmelzen“, sagt er. „Deshalb grub man die oberste Schicht ab, die Luft und Regenwasser bereits zu Eisenoxid umgewandelt hatten.“ Das Oxid habe man mit Holzkohle in kleinen Öfen schmelzen und so Eisen gewinnen können.
Klaus Leyhe und seine Mitstreiter vom lokalen Arbeitskreis des Fördervereins hoffen nun darauf, dass sie ihre Theorie auch mit Fachleuten ausführlich diskutieren können. Der schönste Erfolg aber wäre es, wenn ihnen eine Genehmigung zum Graben erteilt würde, um erforderliche Nachweise erbringen zu können. Das aber wird nicht so leicht sein, denn die lange Rinne verläuft auf Privatgelände.